Streik beim Glencore Tochterunternehmen Volcan

Der peruanische Bergbaukonzern Volcan Compañía Minera, mehrheitlich im Besitz von Glencore, beschäftigt Leiharbeiter:innen zu viel schlechteren Konditionen als die Minenarbeiter:innen mit direkten Arbeitsverträgen. Als die Gewerkschaft die Leiharbeiter:innen organisieren und einen Gesamtarbeitsvertrag verhandeln wollte, reagierte das Unternehmen mit Repression. Die Gewerkschafter:innen befinden sich seit dem 21. Dezember 2021 im Streik und werden dabei u.a vom SOLIFONDS unterstützt. «Sustainability Report 2020» legt

Der Baarer Bergbaukonzern Glencore ist seit November 2017 mit 55,03% der Aktien Mehrheitsaktionär bei Volcan Compañía Minera (mehr zur Geschichte des peruanischen Unternehmens). Volcan bezeichnet sich selber als «einer der weltweit führenden Produzenten von Zink, Blei und Silber» (siehe Firmenwebsite). Laut Angaben im «Sustainability Report 2020» legt Volcan Priorität auf ein «besseres Arbeitsumfeld und angemessene Bedingungen für alle seine Mitarbeitenden sowie die Aufrechterhaltung eines Zustands des Wohlbefindens während der Arbeit».

Leiharbeiter:innen arbeiten zu schlechteren Bedingungen

Ganz anders zeigt sich aber die Situation in der Silber- und Zinkmine in Andaychagua im zentralperuanischen Departement Junín. Dort stehen 400 Minenarbeitenden mit direkten Arbeitsverträgen rund 1’100 weiteren gegenüber, die über Subunternehmen angestellt sind (siehe SOLIFONDS, Februar 2022). Der massenhafte Einsatz von Leiharbeitenden oder «Terceros» geht auf ein Gesetz zurück, das 2015 in Kraft trat (siehe work, 4.3.2022 b).

Diese Leiharbeitenden sind meist temporär angestellt, auch wenn sie seit Jahren hauptsächlich in der Mine tätig sind. Die Arbeitsbedingungen sind prekär, sowohl für die direkt von Volcan angestellten Arbeiter:innen als auch für diejenigen von Subunternehmen (Interview mit Streikführer Alex Tinoco; siehe work, 4.3.2022 a). Die Arbeitsbedingungen der Leiharbeitenden sind jedoch noch schlechter als die von Festangestellten. Sie arbeiten hunderte Meter unter Tag bei Temperaturen von über 40 Grad Celsius, mit schlechter Belüftung und ungenügender Sicherheitsausrüstung. Auch verdienenen sie weniger als die Festangestellten. Seit Beginn der Pandemie hat sich die Situation der Minenarbeitenden weiter verschlechtert. Ausserdem sind sie gewerkschaftlich kaum geschützt.

Volcan wehrt sich gegen die gewerkschaftliche Organisierung der Leiharbeitenden in Andaychagua

Genau diesen Schutz versuchte die Gewerkschaft der Minenarbeitenden auch den Leiharbeitenden zu geben und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im Dezember 2020 beschlossen sie, ihre Statuten dahingehend zu verändern, dass auch Leiharbeitende Mitglied werden können (siehe SOLIFONDS, Februar 2022). Die Statutenänderung wurde durch die regionale Arbeitsdirektion bestätigt. Das Glencore Tochterunternehmen Volcan Compañía Minera versuchte jedoch mit einem Rekurs, die Statutenänderung ungültig erklären zu lassen. Diese gewerkschaftsfeindliche Einmischung wurde von der Gewerkschaft abgelehnt. Seither missachtet Volcan den Entscheid der regionalen Arbeitsdirektion und reagiert mit Repressalien. Beispielsweise wurden Leistungen für die Festangestellten gekürzt, die im Gesamtarbeitsvertrag festgelegt sind. Das berichtet Yvonne Zimmermann vom SOLIFONDS (siehe work, 4.3.2022 b) und sagt: «Volcan weigert sich bis heute, mit der Gewerkschaft zu verhandeln.»

Die Gewerkschaft der Minenarbeitenden tritt in den Streik

Die Verhandlungsverweigerung und die Leistungskürzungen seitens Volcan stehen im Kontrast zu den Worten in ihrem «Sustainability Report 2020»: «Das Unternehmen verpflichtet sich, seinen Zweck, seine Werte und seinen Verhaltenskodex geltend zu machen. Darüber hinaus garantiert sie es die Einhaltung der Tarifverträge aller seiner Gewerkschaften.» Gemäss diesen Aussagen, den Normen der internationalen Arbeitsorganisation ILO und laut Entscheiden der peruanischen Behörden muss Volcan Compañía Minera für die Arbeiter:innen von Andaychagua sicherstellen, dass Verhandlungen zu einem Tarif- bzw. Gesamtarbeitsvertrag mit der Gewerkschaft geführt werden.

Am 21. Dezember 2021 traten die Gewerkschafter:innen als Folge der Repression in den Streik und hielten fest: «Wir verlangen nicht viel: nur dass die Glencore Tochterfirma Gesetze einhält, Gewerkschaftsrechte respektiert sowie ihre eigenen Verspechen erfüllt» (siehe SOLIFONDS, Februar 2022). Der Konzern weigert sich nach wie vor zu verhandeln und hat stattdessen begonnen, streikende Arbeitende zu entlassen – der bisherige Höhepunkt seines gewerkschaftsfeindlichen Vorgehens.

Vernetzungstreffen, Informationsveranstaltungen und Auftritt an der Glencore GV in der Schweiz

Am 28. April 2022 fand die Generalversammlung von Glencore statt. Gianina Echevarría, die verantwortliche Gewerkschaftssekretärin der CNV International in Peru, kam in die Schweiz um an der GV teilnehmen zu können. Sie appellierte an die Glencore Aktionär:innen, das Glencore Tochterunternehmen Volcan zu einem ehrlichen Dialog mit den Arbeiter:innen aufzufordern, zu einer Wiederaufnahme von Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag und zum sofortigen Beenden von jeglichem gewerkschaftsfeindlichen Verhalten (Rede von Gianina Echevarría).

Mit weiteren Aktivitäten wie einem Vernetzungstreffen mit Politiker:innen, mit Gewerkschaften in der Schweiz und Informationsveranstaltungen, sowie einem Auftritt am 1. Mai 2022 nutzten die Aktivist:innen aus Pero ihre Reise in der Schweiz um möglichst viele Verbündete für ihren Kampf für bessere Arbeitsbedingungen zu treffen.

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Peru, 15.06.2022

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