Menschenrechtsverletzungen durch multinationale Konzerne verschärfen die Krise

Es ist nicht zufällig, dass gewisse Gruppierungen wie die indigenen Gemeinschaften verletzlicher gegenüber dem Coronavirus sind. Es ist ein Resultat einem systematischen Rassismus, der sowohl in westlichen Ländern als auch ich im Globalen Süden die Gesellschaft strukturiert und hierarchisiert. Die Menschen aus den indigenen Völker sind ganz unten in der Hierarchie: Ihre Kultur wird nicht akzeptiert, ihre Lebensgrundlagen wird ihnen geraubt und in der COVID-19-Krise kommt nochmals verstärkter zum Ausdruck: Ihr Leben zählt weniger. Die Profiteure dieses systematischen Rassismus sind die multinationalen Konzerne, die mit prekärer Arbeit Profite erzielen oder sich Zugang zu den Ressourcen der indigenen Bevölkerung verschaffen.

MultiWatch-Newsletter vom 3.7.2020

„Undoubtedly, we, indigenous peoples, are one of the most exposed and vulnerable populations in the face of the current Coronavirus COVID-19 pandemic.“

Erklärung der Articulação dos Povos Indígenas do Brasil (APIB), die Dachorganisation der indigenen Gemeinschaften in Brasilien (siehe hier)

COVID-19 trifft die Menschen ganz unten in den rassistisch hierarchisierten Gesellschaften besonders empfindlich, schwarze Menschen, People of Color und oftmals Menschen aus indigenen Gemeinschaften. Auch deshalb, weil Menschenrechtsverletzungen durch multinationale Konzerne wie Credit Suisse, Glencore oder Chevron diese Menschen besonders treffen (siehe unsere Falldokumentation „COVID-19: Fatale Folgen für indigene Gemeinschaften“). Die Zerstörung von Leben durch Krankheiten ist seit der Kolonialisierung durch spanische Streitkräfte im 16. Jahrhundert ein immer wiederkehrender Bestandteil der Geschichte der indigenen Völker und erhält durch COVID-19 ein neues, trauriges Kapitel. Federführend sind multinationale Konzerne, die aus dieser Krise Kapital schlagen. 

So erstaunt es nicht, dass die COVID-19 Pandemie die schwarze Bevölkerung in den USA doppelt so tödlich trifft wie die weisse (siehe WOZ, 4.6.2020). Denn diese arbeiten häufiger unter prekären Arbeitsbedingungen, verfügen häufiger über eine schlechte Gesundheitsversorgung und sind dadurch auch häufiger dem Virus ausgesetzt.

Die Zerstörung des „schwarzen Körpers“ durch Polizist*innen ist dann nur eine Steigerung einer Herrschaft, welche die Ausbeutung von „schwarzen Menschen“ und „People of Color“ in prekären Arbeitsverhältnissen vorsieht. „I can`t breathe“. Das waren die letzten Worte von George Floyd, dessen Ermordung durch einen weissen Polizisten weltweite Proteste unter dem Slogan „Black lives matter“ auslöste. Diese brutale Ermordung zeigt, „dass Rassismus eine zutiefst körperliche Erfahrung ist, dass er das Hirn erschüttert, die Atemwege blockiert, Muskeln zerreisst, Organe entfernt, Knochen bricht, Zähne zerschlägt“, wie es Ta-Nehisi Coates in seinem Buch „Zwischen mir und der Welt“ beschreibt. 

In diesen Zeiten ist es umso wichtiger, dass wir eine antikoloniale Solidarität leben, die nicht unseren nationalstaatlichen Grenzen endet, sondern auch die geflüchteten Menschen in den prekären Lagern an den Rändern Europas erreicht. Aber auch Länder wie Kuba zählen auf unsere Solidarität, welchen in dieser Krisenzeit selbst die Nothilfe verweigert wird (siehe unsere Falldokumentation „Kuba: Internationale Solidarität in Zeiten von Covid-19“). Arbeiter*innen von LafargeHolcim, deren Gesundheit durch rücksichtsloses Profitstreben des Zementkonzerns gefährdet ist, gilt unsere Solidarität (siehe unsere Falldokumentation „COVID-19: LafargeHolcim gefährdet Gesundheit der Arbeiter*innen“)

MultiWatch weist auf konkrete finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten von indigenen Gemeinschaften hin, welche durch COVID-19 und der neokolonialen Ausbeutung stark betroffen sind: