Nestlé: Wasserabbau im Nationalpark San Bernardino (Kalifornien)

Die Trockenheit in Kalifornien hat sich in den letzten Jahren zugespitzt. Trotzdem pumpt Nestlé Trinkwasser im Nationalpark San Bernardino ab, um es in Flaschen abzufüllen und unter der Marke "Arrowhead Springs" zu verkaufen. Der Konzern tat dies während 27 Jahren (1988-2015) ohne Lizenz. Die Bevölkerung und Umweltorganisationen wehren sich mit Klagen, Petitionen und Protestaktionen.

Foto von True, Organic and Free

Im Jahr 2015 kommt ans Tageslicht, dass Nestlés Berechtigung, das Wasser aus dem Nationalpark San Bernardino abzupumpen, bereits 1988 abgelaufen ist. Nestlé baut trotzdem weiter Wasser ab. Die zuständigen Behörden haben nie überprüft, wieviel Wasser der Konzern aus dem Gebiet transportiert und welchen Einfluss die im Park verlegten oberirdischen Wasserleitungen auf die Wildtiere haben.

Verschiedene Umweltorganisationen reichen 2015 und 2016 insgesamt drei Klagen gegen die US-Behörden ein. Nestlé werfen sie vor, angesichts der bereits ein Jahr herrschenden historischen Dürre keinen Beitrag zur Entspannung der Situation zu leisten, während die Kalifornier*innen ihren Wasserverbrauch im letzten Jahr stark reduziert haben. Im Nationalpark San Bernardino leben verschiedene gefährdete Tierarten, die auf das Wasser des Strawberry Creek angewiesen sind – der Bach wird aus der gleichen Quelle gespiesen, welche Nestlé für sein Mineralwasser nutzt.

Zahlen zum Wasserabbau im Nationalpark San Bernardino

Nestlé zahlt der nationalen Forstdirektion für den Wasserabbau im Nationalpark San Bernardino lediglich eine Gebühr von 2050 Dollar pro Jahr, macht damit aber gemäss der Marktforschungsfirma IRI 209 Millionen Dollar Umsatz (siehe hier). 2016 zapfte Nestlé 32 Millionen Gallonen aus den Quellen ab, und im Jahr 2017 waren es 47 Millionen Gallonen. Eine Gallone entspricht knapp 3,8 Litern. Für jeden Liter Flaschenwasser braucht der Konzern aktuell 1,3 Liter frisches Wasser. Laut der Naturschutzorganisation Center for Biological Diversity hat Nestlé während 27 Jahren (1988-2015) ohne Lizenz jährlich bis zu 162 Millionen Gallonen Wasser vom Strawberry Creek abgepumpt (siehe Medienmitteilung vom 6.6.2018). Allein 2016 hat Nestlé einen Gewinn von 8.3 Billionen US-Dollar aus ihren Wassergeschäften erwirtschaftet.

Protest gegen die Erneuerung der Erlaubnis zum Wasserabbau für Nestlé

Im Mai 2016 erneuert das US-amerikanische Forstamt für Nestlé die Erlaubnis zum Wasserabbau im Nationalpark San Bernardino. Dies löst eine Flut von Reaktionen der Bevölkerung aus, darunter eine Petition mit über 280’000 Unterschriften und die genannten Klagen, die u.a. den Abbruch der 4.5. Meilen langen Pipeline fordern. Im Oktober 2016 gibt auch ein Bundesrichter dem Schweizer Unternehmen die Erlaubnis, die praktisch kostenlose Entnahme von Wasser aus dem Nationalpark fortzusetzen. Am 2. April 2017 demonstrieren rund 60 Personen entlang des Highways 18 in Crestline gegen Nestlés Wasserabbau im Nationalpark San Bernardino. Sie verlangen, dass Nestlé den Wasserabbau zumindest solange drosselt, bis sich das Gebiet und der Grundwasserspiegel von der 5 Jahre dauernden Trockenheit erholt haben.

Bundesbeamte und Naturschutzverbände fordern am 6.6.2018, dass Nestlé die 30 Jahre alte Erlaubnis entzogen wird und dass der  Forest Service den Strawberry Creek schützt (siehe Medienmitteilung vom 6.6.2018). Durch die Umleitung werde das Wasser im Strawberry Creek stark reduziert und dadurch werden die Wildtiere und Pflanzen des Waldes gefährdet. Sie verweisen dabei auf einen Report der US-amerikanischen Geological Survey aus dem Jahr 2017. Dieser besagt, dass trotz starker Niederschläge im Winter des vorhergehenden Jahres der Strawberry Creek den niedrigsten Stand seit dem Messungsbeginn vor 96 Jahren aufweist. Der U.S. Forest Service hat am 27.6.2018 jedoch eine neue Lizenz für Nestlé erteilt, die dem Unternehmen weiterhin erlaubt, Wasser abzupumpen. Das Center for Biological Diversity kritisiert in ihrer Medienmitteilung,  dass diese ohne dringend notwendige Umweltprüfung verlängert wurde. Die Lizenz erhalte nur beschränkte Mindestanforderung (wie Mindestabflussmengen in zwei Gebiete). Ausserdem soll Nestlé ihre Tätigkeiten besser überwachen, während aber verpasst wurde, Massnahmen und Ereignisse, an welchen die Massnahmen zur Anwendung kommen, zu definieren.

Die Umweltgruppe Story of Stuff Project hat eine Klage in Bezug auf den “Freedom of Information Act” (FOIA) eingereicht. US-Bezirksrichter Trevor McFadden in Washington, D.C., lehnte die Klage am 4.2.2019 ab und entschied, dass der US Forest Service und das Landwirtschaftsministerium berechtigt waren, bestimmte Aufzeichnungen zu überarbeiten und auch zurückzuhalten. Einzig die Namen der Wissenschaftler*innen und Berater*innen von Nestlé, welche die Behörden bei der Erneuerung der Lizenzen mit Daten versorgt haben, sollen öffentlich ersichtlich sein (mehr Informationen hier).

Nestlé verkauft sein Wassergeschäft in Nordamerika

Nestlé plant, sein Wassergeschäft für 4.3 Milliarden US-Dollar an zwei Finanzinvestoren, One Rock Capital Partners und Matropoulus&Co., zu verkaufen (mehr dazu hier).

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