An jedem Kiosk und in jedem Restaurant wird Flaschenwasser zum Verkauf angeboten. Einige Marken haben bereits eine höhere Bekanntschaft erreicht. Nichtsdestotrotz ist häufig für die Konsument*innen unklar, welcher Konzern hinter der jeweiligen Marke steckt und von wo das Wasser herkommt. MultiWatch bringt Licht ins Dunkle der Flaschenwasserindustrie.
Fast alle Quellen in der Schweiz, aus welchen das Flaschenwasser stammt, gehören privaten Akteuren. Der Flaschenwassermarkt in der Schweiz widerspiegelt den globalen Markt, in welchem Grosskonzerne über grosse Marktanteile verfügen.
Nestlé: Weltweiter Marktführer in der Flaschenwasserindustrie
Von 2014 bis 2017 steigt der globale Flaschenwassermarkt auf über 200 Milliarden US-Dollar, so der Bericht von The Business Research Company über den Flaschenwassermarkt.
Nestlé, der multinationale Konzern mit Sitz in Vevey (Kanton Waadt, Schweiz), ist mit 95 Produktionsstätten in 34 Ländern weltweiter Marktführer in der Flaschenwasserindustrie (siehe Aargauer Zeitung vom 6.6.2018). Daneben gibt es nur drei weitere Konzerne, die weltweit die Regale der Supermärkte mit Flaschenwasser füllen: Danone, Coca-Cola und Pepsi-Co (siehe hier). Es handelt sich um einen Wachstumsmarkt, wie die oben abgebildete Grafik zeigt.
In der Schweiz füllt Nestlé die Mineralwässer der Marken Henniez und Cristalp ab. Zusätzlich verkauft es hier auch die edleren Marken S.Pellegrino aus Italien sowie Vittel und Perrier aus Frankreich in der Schweiz. Weitere grosse Player in der Flaschenwasserindustrie sind Coca-Cola, Coop und Migros.
Coca-Cola mit dem „lokalen“ Valser Wasser
Coca-Cola hat sich bereits 2002 die Wasserrechte der Quelle im Valsertal (Graubünden) gesichert. Die Quelle muss bald zusätzliche Belastung ertragen, da Coca-Cola ein Export in die USA erwägt (siehe Handelszeitung vom 17.8.2018). In der USA soll Valser als Edelmarke vermarktet werden, während eine andere Marke von Coca-Cola, „Smartwaters“, in Verruf geraten ist und aufgrund von Werbelügen mit einem Negativpreis ausgezeichnet wurde (mehr Informationen unter nau.ch vom 4.12.2018). Ähnlich wie andere Konzerne in der Flaschenwasserindustrie legt Coca-Cola viel Wert auf das Marketing. So soll das Valser Flaschenwasser möglichst regional erscheinen («S’isch guat, ds Valser-Wasser»), während dahinter der Grosskonzern mit Sitz in Atlanta (Georgia; USA) steht.
Coop und Migros mischen mit
Die Genossenschaft Coop hat mit Hilfe ihrer Tochtergesellschaft Pearlwater Kontrolle über ihre eigenen Quellen im Wallis. Die Eigenmarken sind Swiss Alpina, Aquina und Prix Garantie. Ebenfalls im Sortiment sind regionale Flaschenwasser wie Passugger, Elmer, Knutwiler und Eptinger. Evian ist das wichtigste Flaschenwasser aus dem Ausland.Das Flaschenwasser bei Migros bzw. Denner kommt vorallem aus Quellen, die im Besitz der Gemeinde bleiben, es werden dafür aber langjährige Verträge abgeschlossen, um sich den Zugang sicher zu stellen. Die Marken Aproz, Aquella und Valais gehören Migros.
Zunehmender Import von Flaschenwasser in die Schweiz
In der Schweiz konsumierte die Bevölkerung im Jahr 2017 977,4 Millionen Liter Wasser (siehe hier). Fast jede zweite Flasche kam aus dem Ausland. Im Vergleich zu vor 10 Jahren hat der Anteil an importiertem Flaschenwasser stark zugenommen: Damals war es nämlich nur jede dritte Flasche. 90% der Importe stammen aus Italien und Frankreich. Die Zunahme an Importe lässt sich einerseits auf den günstigeren Preis des Flaschenwassers aus dem Ausland erklären, andererseits geniessen gewisse Marken in der Gastronomie eine besondere Beliebtheit, weil sie anscheinend besser zu bestimmten Speisen passen. Bespiele sind die S.Pellegrino-Flasche für italienisches Essen oder das teure Perrier, das anscheinend besser als andere zu einem Chateaubriand passen soll. Der Import von Flaschenwasser drückt aufgrund der verlängerten Transportwege auf die Ökobilanz (siehe hier).