Welche Folgen hat das Flaschenwasser für die Umwelt?

Die Ökobilanz von Leitungswasser zeigt klare Vorteile gegenüber der von Flaschenwasser auf: Bis es bei den Konsument*innen aus dem Hahn fliesst, braucht Trinkwasser bis zu 1'000 Mal weniger Energie als Flaschenwasser.

Mit einer Ökobilanz können die Umweltauswirkungen (Ressourcenverzehr, Emissionen) von Flaschenwasser beurteilt werden. Dabei fliessen alle Daten von der Herstellung der Flasche über den Transport bis zur Entsorgung der Flasche in die Bilanz hinein. Nachfolgend werden die verschiedenen Produktionsschritte problematisiert.

 

A. HERSTELLUNG DER FLASCHEN

1) Flaschen aus PET

PET ist die Abkürzung für Polyethylenterephthalat. Der Kunststoff gehört zur Gruppe der Polyester und wird aus Kohlenwasserstoffen meist fossiler Herkunft (Erdöl, Ergas) gewonnen. Die Neuproduktion von 1 kg PET benötigt fast 2 kg Rohöl (siehe Bundesamt für Umwelt). Durch die Herstellung von Flaschen aus Recycling-Granulat kann zwar gegenüber der Neuproduktion die Hälfte der Energie eingespart werden, jedoch ist das PET-Recycling ein aufwendiger Prozess (siehe hier).

Übersicht der Produktionsschritte:

  • Gewinnung des Rohstoffs: Einsatz von vorwiegend nicht erneuerbarer Energie / Emission von CO2 und anderer Treibhausgase
  • Erdöl fördern / raffinieren
  • Transport des Rohstoffs: Treibstoff / CO(evtl. Zwischenverarbeitungsschritte inkl. Transport: Treibstoff / CO2)
  • Mit Schiff / Bahn / LKW
  • Herstellung der PET-Flaschen: Einsatz von erneuerbarer oder/und nicht erneuerbarer Energie, evtl. Emission von CO2 (oft in 2 Produktionsstufen an verschiedenen Orten, inkl. Transport Treibstoff/ CO2)

2) Flaschen aus Glas

Für die Herstellung von Flaschen aus Glas werden natürliche Rohstoffe verwendet. Der Hauptanteil der Rohstoffe ist Quarzsand. Mit Soda wird der Schmelzpunkt bei der Herstellung vermindert, während Kalk dem Glas Härte, Glanz und Haltbarkeit verleiht. Der Schmelzvorgang dieser Stoffe geschieht bei etwa 1500 Grad Celsius und ist damit sehr energieintensiv (siehe hier). Mehrwegflaschen (im Durchschnitt 40 Mal verwendet; siehe hier) und der zusätzliche Einsatz von rezykliertes Material (Einsparung eines Viertels der Energie; siehe hier) können dieser Problematik nur beschränkt entschärfen.

Übersicht der Produktionsschritte:

  • Gewinnung des Rohstoffs: Einsatz von meist nicht erneuerbarer Energie
  • Quarzsand und weitere Bestandteile abbauen (Soda, Pottasche, Feldspat, Kalk, Dolomit,…)
  • Altglas sammeln
  • Transport des Rohstoffs (evtl. Zwischenschritte inkl. Transport): Treibstoff / CO2
  • Mit LKW / Bahn / Schiff
  • Herstellung der Glas-Flaschen: Alle Bestandteile einschmelzen / Flaschen herstellen: Einsatz von erneuerbarer oder/und nicht erneuerbarer Energie

 

B. ABFÜLLUNG UND TRANSPORT DER VOLLEN FLASCHEN

Aufgrund der wesentlichen Produktionsfaktoren Kühlung und Transporte hat ein durchschnittliches Mineralwasser eine mehr als 450-mal höhere Umweltbelastung als Leitungswasser (siehe Ökobilanz Analyse im Auftrag des Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW). Der Transport lässt sich in verschiedenen Bestandteilen aufteilen, dabei hat der Transport vom Supermarkt zum Privathaushalt durch die Konsument*innen den gewichtigsten Anteil von ca. 40% der Gesamtbelastung. Hierbei resultiert eine PKW-Fahrt von durchschnittlich 4.5 km für einen Einkauf von 12 Liter. Der Transport von der Abfüllung bis zum Laden über durchschnittlich etwa 500 km trägt etwa ein Viertel zu den Gesamtbelastungen bei. Auf kurze Distanzen schneiden wiederverwendbare Glasflaschen oder Grossbehälter etwas besser ab. Auf lange Distanzen führt jedoch das höhere Gewicht der Glasflaschen zu insgesamt höheren Umweltbelastungen im Vergleich zu PET-Flaschen. Neben der Transportdistanz von der Abfüllung bis zum Haushalt sind auch die genutzten Transportmittel von grosser Bedeutung. So hat z.B. der lange Schiffstransport von Fidschi nach Genua etwa gleich viel Einfluss wie ein LKW-Transport über 1.5 km.

Übersicht Transportweg

  • Transportmittel je nach Ziel: LKW, Bahn, Schiff, Flugzeug
  • Transport Flaschen zu Abfüllort: Treibstoff / CO2
  • Abfüllung und Verpackung: Einsatz von erneuerbarer oder/und nicht erneuerbarer Energie
  • Transport der vollen Flaschen zum Grossverteiler: Treibstoff / CO2
  • Transport der vollen Flaschen zu Detail-Händler: Treibstoff / CO2
  • Transport der vollen Flaschen zu Privat-Haushalt / Gastrobetriebe / öffentliche Verwaltung: Treibstoff / CO2

Eine Illustration von Silja Götz für Bloomberg Businessweek zum Wasserabbau in Michigan, wo Nestlés verursachter Umweltschaden gerichtlich bestätigt wurde

C. ENTSORGUNG DER LEEREN FLASCHEN

In der Schweiz sammeln die Konsument*innen über 80 % der in Umlauf gebrachten PET-Getränkeflaschen ein und übergeben sie dem Recycling. Pro Person sind es zurzeit fast fünf Kilogramm PET pro Jahr (siehe Bundesamt für Umwelt). Die Wiederverwertung von PET-Getränkeflaschen wird als ökologisch sinnvoll bezeichnet, weil der Energiebedarf sich im Vergleich zu einer Neuproduktion halbiert. Gleichzeitig lohnt sich der Prozess wirtschaftlich aber nicht, weil er aufwendig ist und die Wiederverwendung mit gewissen Einschränkungen verbunden ist (siehe hier). Die Recyclingquote fallen in anderen Teilen der Erde viel schlechter aus (siehe beispielsweise USA 31% oder Gesamteuropa 60%). Da die Schweiz viel Flaschenwasser exportiert (2017: 7.2 Mio. l), ist dies relevant. Die PET-Flaschen, die nicht im Recyclingprozess landen, führen zu Schäden in der Umwelt (siehe den von MultiWatch dokumentierten Nestlé-Fall “Einer der grössten Plastik-Müll-Verursacher”).

Übersicht der Nachteile:

  • PET-Abfall landet in der in Umwelt / Flüssen / Meer:
    PET ist biologisch nicht abbaubar: Es zerfällt sehr langsam zu Mikroplastik und gerät in die Nahrungskette der Tiere, die oft daran sterben
  • PET-Abfall geht in die Kehrichtverbrennungsanlage: CO2-Ausstoss bei Transport bis zur Kehrichtverbrennungsanlage und bei Verbrennung
  • PET-Abfall wird eingesammelt zum Rezyklieren (Recyclingquote je nach Land variierend, z.B. USA : 31%; Europa : 60 %; CH : 80%): Transport bis zur Recycling-Anlage, Energie zum Rezyklieren, Transport des rezyklierten Materials zur Wiederverwendung

 

D. WEITERGEHENDE FOLGEN DER UMWELTBELASTUNG

  • Klimaerwärmung durch CO2-Ausstoss bei der Rohstoffgewinnung sowie beim Transport von Rohstoff und Endprodukten
  • Einsatz von meist nicht erneuerbarer Energie für Transport und Herstellung
  • Verwendung von Wasser und Chemikalien für den Reinigungsprozess

 

Folgen des Plastikverbrauchs aus internationaler Perspektive:

Eine Grafik von Tapp Water (2018)