Die Luzerner Zeitung (21.2.2019) schreibt anlässlich Glencores Bilanzmedienkonferenz vom 20.2.2019, dass der Rohstoffkonzern die Kohleproduktion limitieren und dies als einen Beitrag für die Umstellung auf erneuerbare Energien verstanden wissen will. Den Tatbeweis für das noble Ziel bleibt der Rohstoffkonzern vorerst schuldig.
Blick in die Mount-Owen-Kohlemine von Glencore im australischen Newcastle, nördlich von Sydney.Bild: Brendon Thorne/Bloomberg (3. Oktober 2015)
Luzerner Zeitung (21.2.2019)
Rohstoffkonzern Glencore ist letztes Jahr in verschiedenerlei Hinsicht in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. So zum Beispiel mit seiner in Toronto gelisteten Tochter Katanga Mining, die in einem Vergleich mit der kanadischen Börsenaufsicht wegen angeblicher Verletzung der Rechnungslegungsvorschriften eine Busse von 22 Millionen Franken bezahlt hat. Oder durch die Geschäftsbeziehung mit Dan Gertler. Der Israeli wurde von den USA wegen Korruptionsverdacht auf deren Sanktionsliste gesetzt und fristet seither ein Dasein als Persona non grata auf dem internationalen Handelsparkett. Dessen unbeeindruckt, leistete Glencore an Gertler 2018 vereinbarte Zahlungen in der Höhe von fast 30 Millionen US-Dollar.
Anlässlich der gestrigen Bilanzmedienkonferenz versuchte der Rohstoffkonzern der negativen Presse Gegensteuer zu geben. Man wolle Teil einer klimafreundlicheren Wirtschaft sein. «Mit unserem Rohstoffportfolio und seiner Schlüsselrolle beim Übergang von Energie und Mobilität zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft können wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken und uns auf die Schaffung nachhaltiger langfristiger Werte für alle unsere Aktionäre konzentrieren», schreibt Glencore. Ziel sei es, vermehrt in Rohstoffe zu investieren, die für die Energie- und Mobilitätsumstellung und für die Energieerzeugung wesentlich seien.
Abschreibungen in Afrika
Doch Glencore machte 2018 allein mit Kohle einen Umsatz von 12,33 Milliarden Dollar – 26 Prozent mehr als 2017. Die Produktion erhöhte sich um 7 Prozent auf 129,4 Millionen Tonnen. Dazu trugen auch die zugekauften Beteiligungen an zwei australischen Minen bei. Auf den vermeintlichen Widerspruch angesprochen, sagte Glencore-CEO Ivan Glasenberg: «Es gibt keinen Grund, Kohle aus dem Portfolio zu kippen.» Die Produktion soll aber auf 10 Prozent über dem Niveau von 2018 plafoniert werden – also auf rund 145 Millionen Tonnen pro Jahr. Ob sich Glencore auch bei anhaltend positiver Preisentwicklung daran halten wird, wird sich weisen. Der Kurs für Kohle hat sich in den vergangenen zwei Jahren nahezu verdoppelt. Allgemein hat man 2018 von höheren Rohstoffpreisen profitiert. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) stieg gegenüber Vorjahr um 8 Prozent und erreicht mit 15,8 Milliarden Dollar einen neuen Rekordwert.
Unter dem Strich fuhr Glencore im Vergleich zum Vorjahr aber ein deutlich schwächeres Ergebnis ein. Insgesamt brach der Gewinn um 41 Prozent auf 3,41 Milliarden US-Dollar ein. Nach einem erfreulichen Start ins Geschäftsjahr 2018 hätten im zweiten Halbjahr der stärkere Dollar und die Spannungen im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik Unsicherheit und Volatilität in den Märkten geschürt.
Hauptverantwortlich für den tieferen Reingewinn seien jedoch Abschreibungen in der Höhe von 1,4 Milliarden Dollar an den Standorten Mutanda im Kongo und Mopani in Sambia gewesen. Im Vorjahr waren noch ausserordentliche Gewinne von insgesamt 1,3 Milliarden Dollar angefallen.
Neues Rückkaufprogramm über 2 Milliarden Dollar
Da sich Wertberichtigungen nicht negativ auf den Cashflow auswirken, erlaubt dies Glencore zum einen eine unveränderte Grunddividende von 0,20 US-Dollar je Aktie auszuschütten. Zum anderen sollen die liquiden Mittel darauf verwendet werden, Anteile im Wert von insgesamt 5,2 Milliarden Dollar zurückzukaufen. «Wir geben heute auch ein neues Rückkaufprogramm in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar bekannt, das bis Ende 2019 laufen wird. Wir werden proaktiv versuchen, dies im Laufe des Jahres aufzustocken, wenn die Marktbedingungen dies zulassen», so Glasenberg.
An der Londoner Börse stiegen die Glencore-Aktien am Mittwoch um mehr als 2,5 Prozent an und setzten damit den Aufwärtstrend des laufenden Jahres fort. Im Vorjahr hatte der Titel einen Viertel seines Werts eingebüsst. Die Botschaft scheint angekommen.
Artikel aus der Luzerner Zeitung (21.2.2019)
Weiterer Artikel Tages-Anzeiger (21.2.2019):
"(...) Glencore hat nach wie vor hohe Schulden. Die Nettoverbindlichkeiten nahmen per Ende Jahr um 11 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar zu. Mit Blick nach vorne blieb das Unternehmen vage. «Unser Rohstoffportfolio und seine Schlüsselrolle beim Übergang von Energie und Mobilität zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ermöglichen es uns, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken und uns darauf zu fokussieren, dauerhaft einen nachhaltigen Wert für alle unsere Aktionäre zu schaffen», wird Konzernchef Ivan Glasenberg in der Mitteilung zitiert."