Glencore: Kritiker der Kohlemine El Cerrejón in Kolumbien in Lebensgefahr

Forderung nach Schutzmaßnahmen für das Leben der Familie des Wayuu-Anführers Socarrás und der gesamten Gemeinschaft.

Artikel von amerika21 (23.4.2022)

Albania. Misael Socarrás und seine Familie sind in Gefahr. Bewaffnete Männer haben den Menschenrechts- und Umweltaktivisten der Indigenen Wayuu aus dem Departamento Guajira in seinem Wohnhaus gesucht, er ist jedoch gerade nicht zu Hause gewesen. Einige in der Nähe wohnende Familienangehörige konnten Socarrás warnen.

Die mit Langwaffen ausgerüsteten Männer blieben am 12. April mehrere Stunden im Umkreis seines Wohnhauses, das sich in Gran Parada, einer ländlichen Zone von Albania, befindet. In dieser Zeit verkehrten, was unüblich ist, keinerlei Motorräder und Autos. Im gleichen Zeitraum war zudem die Polizei telefonisch nicht erreichbar.

In Guajira im Nordosten Kolumbiens befindet sich einer der größten Steinkohletagebaue der Welt, die Cerrejón-Mine. Zur Maximierung der Kohleförderung wurden auch Flüsse umgeleitet, weil unter dem Flussbett große Kohlevorkommen liegen.

Betroffen ist auch ein Teil des Arroyo Bruno. Für die dort lebenden Wayúu ist der Fluss die einzige lokale Wasserquelle. Die Gemeinden wehren sich daher seit Jahren gegen die Umleitung, sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht.

Ein Sohn von Socarrás erlebte zuvor ebenfalls eine bedrohliche Situation. Er fuhr am 8. April mit seinem Motorrad Richtung Albania, als er in der Nähe des Resguardos Quatro de Noviembre von acht bewaffneten Männern in Militärkleidung angehalten und befragt wurde.

Verschiedene Organisationen fordern nun in einer öffentlichen Anklage, dass sofort dringliche Maßnahmen getroffen werden müssen, um das Leben der Familie des Wayuu-Anführers Socarrás und der ganzen Gemeinschaft zu schützen.

Der Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger hat bereits drei Attentatsversuche überlebt. Der jüngste Vorfall ereignete sich kurz nachdem Journalist:innen von Caracol Radio im Dorf Albania weilten. Aus aktuellem Anlass recherchierten sie zum Thema Umleitung des Flusses Arroyo Bruno.

In der Tat teilte das Ministerium für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung am 6. April mit, dass der Prozess der Umleitung des Arroyo Bruno weitergehe. Konkret heißt dies, dass der neue Bachverlauf (Teilstrecke) aufrechterhalten bleibe und der Kohleabbau durch El Cerrejón im alten Bachbett möglich sei.

Mit einer Medienmitteilung des Anwaltkollektivs Cajar vom 7. April richteten verschiedene indigene Gemeinschaften sowie einige Nichtregierungsorganistionen eine dringende Warnmeldung unter dem Titel "Die Regierung billigt die Zerstörung des Arroyo Bruno" an die Öffentlichkeit. Das Verfassungsgericht wird darin aufgerufen, die Rechte der Wayuu-Gemeinschaften zu schützen.

Aufgrund einer Grundrechtsklage (Tutela) verschiedener Wayuu-Gemeinschaften gegen die im Jahr 2016 vorgenommene teilweise Umleitung des Arroyo Bruno hatte das Verfassungsgericht im Jahre 2017 entschieden, dass ihnen Mitsprachemöglichkeiten zu künftigen Entscheidungen bezüglich des Flusses eingeräumt werden müssen. Zudem müsse ein technischer Bericht erarbeitet werden, aufgrund dessen dann entschieden werden könne, ob der Fluss in seinem neuen Bachbett belassen bleiben kann oder ob er wieder in sein ursprüngliches Bett zurückverlegt werden müsse.

Der technische Bericht liegt nun vor. Das Anwaltkollektiv bemängelt jedoch unter anderem, dass insbesondere von den Vorteilen des künstlichen Kanals gesprochen werde. Zudem sei die Einbeziehung der Gemeinschaften nicht effektiv gewesen.

Artikel von amerika21 (23.4.2022)

Letzte Neuigkeiten

China, USA, 18.11.2024

Vorwurf an die UBS: Heikle Verbindung zu chinesischen Militärfirmen

07.11.2024

Mosambik und die Credit Suisse: Der Tragödie x​-​ter Teil

Kongo, Schweiz, 26.09.2024

«Es kann nicht sein​, dass nun die Schweiz profitiert»

Kongo, Schweiz, 25.09.2024

Politiker fordert: Schweizer Glencore​-​Strafzahlung soll in den Kongo fliessen

Alle Neuigkeiten