Widerstand gegen das Nickelminenprojekt Loma Miranda

Glencore plc ist bis 2015 in der Dominikanischen Republik über seine Tochterfirma Falcondo tätig. Falcondo wird 2006 von Xstrata Nickel übernommen und baut bis 2015 in Loma La Peguera (Bonao) eines der grössten Nickeldepots der Welt ab. Da sich dieses bald erschöpft, kauft Xstrata 2008 ein grosses Gebiet in Loma Miranda mit der Absicht, ab 2016 für weitere 25 Jahre Bergbau zu betreiben. Dieses Vorhaben stösst auf hartnäckigen Widerstand in der Bevölkerung und hat ein politisches Hin und Her sowie die zwischenzeitliche Stillegung der Produktion zur Folge. 2015 verkauft Glencore die Falcondo-Aktien an die Firma Americano Nickel Limited (ANL). Auch hinter ANL steckt ein Schweizer Unternehmen, die FOS Asset Management SA (FOS). 2018 verhindert die Bevölkerung ein erneuter Versuch von Falcondo-Leuten, in das Gebiet von Loma Miranda einzudringen.

Glencore plc ist bis 2015 in der Dominikanischen Republik über seine Tochterfirma Falcondo tätig. Falcondo ist die lokale Bezeichnung für Falconbridge, ein international tätiges Bergbauunternehmen, das 1955 in die Dominikanische Republik kommt, ab 1971 beginnt abzubauen und 2006 von Xstrata Nickel übernommen wird. Falcondo baut bis 2015 in Loma La Peguera (Bonao) eines der grössten Nickeldepots der Welt ab. Das Rohmaterial wird zu Ferronickel weiterverarbeitet. Da sich die Tagebaumine in Bonao in wenigen Jahren erschöpft, kauft Xstrata 2008 ein grosses Gebiet in Loma Miranda  mit der Absicht, ab 2016 für weitere 25 Jahre Bergbau zu betreiben.

Glencores Bergbauvorhaben in Loma Miranda stösst auf grossen Widerstand von Seiten der Bevölkerung und Umweltorganisationen. Die Proteste werden bis heute wesentlich von verschiedenen katholischen Priestern unterstützt bzw. angeführt. Auch die Wissenschaft unterstützt die Proteste und verlangt, dass Loma Miranda zum Naturschutzgebiet erklärt werde. Loma Miranda ist eine gebirgige, aber mehrheitlich von tropischem Regenwald bewachsene Gegend der Provinz Vega. Loma Miranda ist ein wichtiges Wasserreservoir und ein Gebiet umfassender biologischer Diversität mit rund 500 verschiedenen Pflanzenarten.

Die Proteste erreichen, dass per Gerichtsentscheid die Explorationsarbeiten eingestellt werden müssen. Die von Xstrata Nickel erstellte Umweltverträglichkeitsstudie wird von der Regierung nicht verabschiedet, sondern an die UNO weitergereicht und im Jahr 2013 einer weiteren Überprüfung unterzogen. Die UNO weist im Mai 2013 die Umweltverträglichkeitsstudie zurück mit der Begründung, dass die Berücksichtigung der Auswirkungen der Minentätigkeit auf die Umwelt und die Bevölkerung fehle und die Studie daher unvollständig sei. Gestützt auf das UNO-Gutachten lehnte daraufhin auch die Regierung das Nickelprojekt von Glencore Xstrata ab.

Ein Tag nachdem am 2. Oktober 2013 der Kongress entscheidet, Loma Miranda zum Nationalpark zu erklären, verkündete Glencore Xstratas Tochterfirma Falcondo, die Mine für drei Jahre stillzulegen. Das Unternehmen begründete diesen Entscheid mit den fallenden Nickelpreisen und nicht mit dem Kongressentscheid, der dessen Ausbaupläne im Wege steht. In Bonao werden daraufhin 700 MinenarbeiterInnen entlassen, was zu Protesten führt. Am 9. Oktober 2013 kommt es vor dem Kongressgebäude zu Ausschreitungen zwischen Buschaufeuren der Gewerkschaft FNETRANO, Minengegner*innen und Befürworter*innen des Nationalparkprojekts und ehemaliger Arbeiter*innen von Falcondo. Die Minenschliessung hat den Verlust von 1000 Arbeitsstellen zur Folge.

Die Proteste gegen das Minenprojekt verebben auch dann nicht, als der Senat nach einigem Hin- und Her der Gesetzesgrundlage für die Schaffung des Naturschutzgebietes “Loma Miranda” am 27. August 2014 zustimmt. Denn kurz darauf weist Präsident Danilo Medina als letzte Instanz das Gesetzesprojekt zurück. Als Grund dafür nennt er die Drohung des Anwaltes von Glencore, dass das Land 4 Milliarden US-Dollar Entschädigung an Glencore zahlen muss, sofern Glencore in Loma Miranda den Bergbau nicht wie geplant betreiben kann. Glencore hat zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine Schadensersatzforderung eingereicht.

Aus welchen Gründen auch immer scheint Glencore plötzlich Loma Miranda nicht mehr als lohnenswertes Projekt zu erachten und verkauft es 2015 an Americano Nickel Limited (ANL).

Americano Nickel wurde speziell für die Betreibung von Falcondo gegründet und zwar von einer Firma namens Global Special Opportunities Ltd (GSOL) mit Sitz auf den Bermudas. Ein Mitglied der Geschäftsleitung von GSOL – der Grieche Marcos Gamhis – steuert dieses Unternehmen von Genf aus. Gamhis ist ausserdem CEO der Investitionsfirma FOS Asset Management SA. Ein Kunde von FOS ist GSOL. Gamhis bezeichnet sich als” Architekt der Wiederbelebung von Falcondo”, denn er sei spezialisiert darauf, blockierte Unternehmungen wieder in Gang zu bringen. Die Umstände des Verkaufs sind äusserst fragwürdig: Die Verhandlungen laufen im stillen Kämmerlein ab, GSOL ist der einzige Interessent.  GSOL übernimmt Falcondo zu einem interessanten Zeitpunkt, als Glencore den Betrieb aufs Minimum heruntergefahren und Hunderte von Angestellten bereits entlassen hat. Entsprechend attrakiv ist der Übernahmepreis (290 Millionen Dollar für drei Minen).

Die dominikanische Republik hat im Jahr 2015 eine Untersuchung zu Americano Nickel eröffnet. Interessanterweise wird diese Untersuchung als beendet erklärt, als eine Delegation von dominikanischen Minsitern im Herbst 2015 zu Gamhis nach Genf eingeladen werden. Auch interessant ist die Tatsache, dass der neue CEO von Falcondo auch Grieche ist – Ionnis Moutafis. Auch dieser wohnt in Genf.

Am 21. Januar 2018 verhindert eine kleine Gruppe angeführt vom Priester Rogelio Cruz, dass Angestellte von Falcondo das Gebiet von Loma Miranda betreten. Falcondo hat die Bergbautätigkeit seit 2016 wieder aufgenommen und es war eine Frage der Zeit, bis die Explotation von Loma Miranda wieder aufs Tapet kommt. Die jahrelangen Proteste gegen die Ausbeutung des Naturparks Loma Miranda beginnen also von Neuem.

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