Jean-Claude Bastos verwaltet den angolanischen Staatsfonds. Das Datenleck zeigt: Die Geschäfte nützen ihm gleich mehrfach.
Wer in einem Strafverfahren einschlägig verurteilt wurde, verwaltet normalerweise nicht Staatsvermögen in Milliardenhöhe. Jean-Claude Bastos ist eine Ausnahme. Am 13.Juli 2011 verurteilt das Zuger Strafgericht den 50-jährigen Schweiz-Angolaner und einen Geschäftspartner wegen mehrfacher qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung. Die beiden haben von einer Beteiligungsgesellschaft unter ihrer Kontrolle widerrechtlich Gelder ausbezahlt, die teilweise in ihre eigenen Taschen geflossen sind.
Trotz der rechtskräftigen Verurteilung vertraut Angola die Verwaltung seines 5 Milliarden Dollar schweren Staatsfonds ebendiesem Jean-Claude Bastos respektive dessen Quantum-Global-Gruppe mit Hauptsitz in Zug an.
Der angolanische Staatsfonds lässt sich Bastos’ Dienste sehr viel kosten. Der Deal läuft so: 3 Milliarden Dollar des Staatskapitals liegen in sieben Investment-Fonds, die Quantum Global 2014 und 2015 in der Steueroase Mauritius gegründet hat. Eine mauritische Quantum-Global-Firma verwaltet die Fonds. Dafür erhält diese Firma 2 bis 2,5 Prozent der 3 Milliarden pro Jahr. Das macht ab 2015 ein garantiertes jährliches Einkommen von 60 bis 70 Millionen Dollar.
Trotz der hohen regelmässigen Gebühren kommen 2014 noch weitere Zahlungen hinzu. Laut Geschäftsbericht des Staatsfonds erhalten diverse Bastos-Firmen in diesem Jahr rund 120 Millionen Dollar für Beratungsdienstleitungen.
Quantum Global und Bastos arbeiten eng mit der Kanzlei Appleby in Mauritius und auf den Britischen Jungferninseln zusammen. Deshalb finden sich in den Paradise Papers Hunderte Dokumente über die Vorgänge. Appleby führt Bastos wegen seiner Nähe zum angolanischen Machtapparat als Hochrisiko-Kunden.
Die Dokumente zeigen, dass Bastos der alleinige Inhaber der mauritischen Quantum-Global-Firma ist, welche die Managementgebühren erhält. Sie offenbaren auch, dass die Gebühren so hoch sind, dass sich Bastos für 2014 Dividenden, also eine Gewinnausschüttung, von 13 Millionen und für 2015 von 28 Millionen Dollar auszahlen konnte.
Die Millionen fliessen in vier Tranchen auf ein Konto bei der inzwischen aufgelösten Skandal-Bank BSI in Lugano. Das Konto wird von einer Briefkastenfirma von Bastos auf den Britischen Jungferninseln gehalten.
Die Dokumente zeigen weiter, dass die mauritische Quantum-Global-Firma zumindest bis Ende 2015 fast ausschliesslich als Durchlaufstelle dient. Sie erhält die Managementgebühren und leitet 40 Prozent davon an eine Quantum-Global-Firma in der Schweiz weiter, die einen separaten Beratervertrag hatte. Abgesehen von kleinen Ausgaben bleibt der ganze Rest auf dem Konto der Mauritius-Firma liegen – und Bastos kann viel direkt als Dividende abschöpfen.
Angola baut den von Jean-Claude Bastos verwalteten Staatsfonds um – und bestätigt Kritik, die nach den Paradise Papers laut wurde.
Gut zwei Monate nach Publikation der Paradise Papers zeigen sich die ersten Konsequenzen aus den Enthüllungen: Der neue angolanische Präsident João Lourenço baut den von Jean-Claude Bastos verwaltete Staatsfonds um und setzt dessen bisherigen Chef des Staatsfonds und Sohn seines Vorgängers, José Filomeno dos Santos, ab (siehe dazu Update im Tages-Anzeiger).