Enthüllt: Glencore finanzierte eine verdeckte Propaganda Kampagne zu Kohle

Der Zuger Bergbaugigant Glencore hat die Dienste von "Spin Doctors" genutzt, um seine Propaganda zur Kohle zu verbreiten. Glencore bestätigt, dass eine solche "proaktive Kampagne“ geplant war, aber diese nach der Lancierung der Strategie „Ausstieg aus der Kohleproduktion“ wieder eingestellt habe.

Artikel von Le Temps (8.3.2019)

Glencores George Fisher Mine, Mount Isa (Australien)

Projekt Caesar. So hiess Glencores geheime Kampagne zur Reputationsverbesserung von Kohle in Australien. Der Zuger Konzern hat die Kommunikationsagentur C | T Group beauftragt, erneuerbare Energien in sozialen Netzwerken zu diskreditieren, die Inhalte von Umweltschützers zu untergraben und lokale Politiker zu beeinflussen, wie eine kürzlich von der britischen Tageszeitung The Guardian enthüllt wurde (siehe hier). Das jährliche Budget beträgt 4-7 Mio. GBP.

Dieser Fall kam zu einem Zeitpunkt ans Tageslicht, als Glencore am 20. Februar 2019 seine Absicht kundtat, seine jährliche Kohleproduktion unter dem Druck eines Investorenkonsortiums "einzufrieren". Im Jahr 2019 soll Glencore aber noch 145 Millionen Tonnen produzieren. Ein Betrag, der für viele Umweltschützer*innen immer noch zu hoch ist und kritisieren die Aussagen des Konzerns als heuchlerisch. Es solle bloss Ankündigungseffekt erzielt werden.

"Stoppen Sie diese Windkraftanlagen, welche die Gräber unserer Soldaten entwürdigen", konnte dem Twitter-Post im November 2017 vom mysteriösen Konto „Energy in Australia“ entnommen werden. Das Konto, welches den Bau von "hocheffizienten, emissionsarmen" Kohlekraftwerken unterstützt, ist nach Ansicht von The Guardian-Ermittlern mit einem Mitarbeitenden der C | T Group verbunden. Hier versuchte dieser, die australisch-patriotische Ader und die Erinnerung an die Soldaten des Commonwealth, die während des Ersten Weltkriegs in Frankreich gefallen sind, auszunutzen, um sich gegen ein Projekt zu wehren, das von der Elysée und der französischen Energiekonzern Engie getragen wurde.

Der ehemalige australische Premierminister Kevin Rudd bezeichnete das Projekt Caesar in einem Tweet, der am Donnerstag erschien, als "nationale Schande". Der viertgrösste Kohleproduzent der Welt, Australien, befindet sich in Mitten einer Debatte über die Energiewende, obwohl ein Richter Anfang Februar 2019 den Bau neuer Minen verboten hatte, um "Treibhausgasemissionen" dringend zu „reduzieren".

Obwohl kritische Stimmen immer mehr Transparenz bei der Finanzierung dieser öffentlichen Kampagnen fordern, scheint die Exekutive nicht bereit zu sein, den Kurs zu ändern. Energieminister Matt Canavan sagte am Donnerstag: "Die beste Zeit für den Bau eines Kohlekraftwerks war vor zehn Jahren, und die zweitbeste Zeit ist jetzt.“

Glencore wollte "Fehlinformationen" entgegenwirken

Glencore gab der Verlockung von australischer Kohle nach. Zu Beginn seiner geheimen Propagandakampagne hat der Konzern Gespräche über den Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen an zwei Kohleminen für rund 3 Milliarden Franken aufgenommen. Diese Transaktionen wurden im letzten Jahr abgeschlossen. Von Le Temps kontaktiert, bestätigt der multinationale Konzern, "die Dienstleistungen der C | T Group für ein Projekt in Anspruch genommen zu haben, das Forschung, Fokusgruppen und Umfragen zum besseren Verständnis der öffentlichen Meinung über Kohle beinhaltet".

Glencore sagt, das Projekt Caesar habe es sich zum Ziel gesetzt, "einfache Fakten über Kohle zu vermitteln und der Fehlinformation von Umweltaktivist*innen entgegenzuwirken". Er sagte, er habe die lokalen Vorschriften in diesem Bereich immer respektiert, kündigte jedoch an, das der C | T Group Mitte Februar übertragene Mandat aufgehoben zu haben, um "mit der jüngsten Kommunikation zum Klimawandel übereinzustimmen".

Artikel von Le Temps (8.3.2019)