Konflikte rund um die Zink-Kupfermine Antamina

Antamina ist die drittgrösste Zink- und die achtgrösste Kupfermine der Welt. Die Mine befindet sich rund 270 Kilometer nordöstlich von Lima auf 4300 m im Andengebirge. Die Mine wird vom Joint Venture Antamina betrieben, wovon Glencore plc und BHP Billiton je 33.75%, Teck-Cominco Limited 22.5% und Mitsubishi Corporation 10% besitzen.

Die kommerzielle Ausbeutung von Antamina begann nach einer zweijährigen Explorations- und einer dreijährigen Konstruktionsphase im Oktober 2001. Die Investition von 2.3 Milliarden US-Dollar ist die grösste in der Geschichte vom peruanischen Bergbau.

Xstrata erlangte seine Beteiligung am Betrieb durch den Kauf von Falconbridge im August 2006. Die ehemaligen Xstrata Copper und Xstrata Zinc sind in der Direktion und im Konsultativorgan des Joint Ventures vertreten. Der Abbau erfolgt im Tagebau. Vor Ort wird das Material zermalmt und zu einem flüssigen Konzentrat gemischt. Dieses wird durch eine Pipeline über 300 km zum Pazifik transportiert, wo es verschifft wird.

Exklusives Steuerrecht für Glencore in Peru

Glencore verfügt über ein exklusives Steuerrecht (Contratos de Estabilidad Jurídica y Fiscal – CEJ), das vom De-facto-Regime von Alberto Fujimori in den 90er Jahren gewährt wurde. Damit konnte sich der Bergbaukonzern gegen jegliche Forderungen von wirtschaftlichen Ausgleichszahlungen erfolgreich widersetzen.
Da Glencore unter den Sonderkodex des CEJ fällt, wurden im Zeitraum 2005-2011 keine Minengebühren oder IEM gezahlt, sondern durch sogenannten Freiwilligen Vereinbarungen kompensiert. Diese umfassten während fünf Jahren 3,75% des Nettogewinns, welche ein privaten Fonds einbezahlt wurde, der vom Konzern selbst verwaltet wird, um soziale Projekte zu finanzieren, jedoch auf der Grundlage ihrer privaten Interessen und ohne staatliche Vermittlung (siehe den Glencore Schattenbericht).

Die Frage nach der sozialen Verantwortung

Im Jahre 2009 kündigte Antamina eine Erweiterung des Abbaus auf 130’000 Tonnen täglich an und investierte dafür 1.3 Milliarden US-Dollar. Der Abbau in den neuen Gebieten ist im Dezember 2011 gestartet und sollte seinen Betrieb im ersten Trimester 2012 aufnehmen. Auf der Website von Antamina wird die soziale Verantwortung und die nachhaltige Entwicklung im Einzugsgebiet der Mine hochgeschrieben. Seit 2012 überschlugen sich jedoch die Nachrichten von gewaltsamer Niederschlagung von Protesten bei Umsiedlungen, von Umweltverschmutzung und von Streiks wegen Arbeitskonflikten.

Explosion einer Pipeline: Austritt von Gasen

Ende Juli 2012 ist nach einer Explosion der Pipeline in der Nähe der Dorfgemeinschaft Santa Rosa eine Person an den Folgen der austretenden Gase erlegen. Hunderte von Erwachsenen und Kinder zeigten Vergiftungssymtome und mussten hospitalisiert oder behandelt werden. Ein Jahr danach zeigten drei Studien des Nationale Gesundheitsinstitut (INS) bei einem Drittel der Bevölkerung zu hohe Schwermetallbelastung in Urin und Blut. Trotzdem war das Unternehmen nur mit einer Minibusse von 80’000 US-Dollar belegt worden. Im September 2013 kam es zu Unruhen und Strassenblockaden, weil ein von der Bevölkerung beim Antamina-CEO Abraham Chahuanm verlangtes Treffen nicht stattgefunden hat, bei diesem die Entschädigung der 285 Familien besprochen werden sollte, die Schaden von der geborsteten Kupferpipeline davon getragen haben. Kurz darauf wurde eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertetern der Bevölkerung, des Konzerns und der Politik gebildet, um die Themen “Gesundheit” und “Umwelt” anzugehen.

Streik für bessere Arbeitsbedingungen

Im November kam es zum Streik der Antamina-Arbeiter, nachdem die Gesamtarbeitsvertragsverhandlungen mit dem Konzern gescheitert waren. Die Arbeiter verlangen bessere Arbeitsbedingungen und höhere Beteiligung am Betriebsgewinn. Der Streik wurde anschliessend vom Arbeitsministerium als illegal erklärt und daher von der Gewerkschaft unterbrochen. Auch der zweite Streik, der am 10. Dezember 2014 startete und nach zwei Tagen endete, blieb erfolglos.

In der Mine wurde mehrmals Sicherheitsmängel beklagt. So verklagten mehrere Arbeiter den Bergbaukonzern aufgrund von erhöhten Schwermetallbelastung (siehe hier).

Mehr als 1’500 Menschen an zweitägiger Kundgebung gegen Antamina

Mehr als 1’500 Einwohner*innen der Distrikte San Pedro de Chaná, Pontó und San Marcos haben an einer zweitägigen Kundgebung im Juli 2016 gegen die Mine Antamina teilgenommen. Sie fordern vom Bergbaukonzern, dass das Gebiet ihrer Gemeinden als direktes Einflussgebiet des Bergbaus deklariert werden und dass in der Gemeinde Vichón gewisse Entwicklungsprojekte realisiert werden. Ausserdem soll das Unternehmen die bereits versprochenen Projekte endlich umsetzen. Die Bevölkerung beklagt sich auch über die Auswirkungen der bergbaubedingten Zunahme des Verkehrs und Transports von Maschinerie auf die Umwelt und Gesundheit.

Wasserverschmutzung an der peruanischen Küste

Die Bewohner*innen der Stadt Huarmey an der Küste Perus beklagen sich Mitte 2017 über Ölrückstände im Meer. Verursacht würden diese vom Bergbauunternehmen Antamina, an dem Glencore beteiligt ist. Diese Verschmutzung ist ein riesiges Problem, da die lokale Bevölkerung massgeblich von der Fischerei lebt. Die Fischer müssten bereits vier bis fünf Stunden hinausfahren, um überhaupt noch Fische zu finden (siehe hier).

Extremes Risiko: BHP Staudamm von Antamina

Der Staudamm der Mine Antamina in Peru zählt zu den fünf BHP Staudämmen mit einem extremen Risiko (siehe hier).

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