Ein Recherche-Journalist und ein Politiker stellen die Frage, ob die Stiftung nicht auch kommerzielle Ziele verfolgt.
Artikel von SRF (13.3.2024)
«Die Syngenta Foundation for Sustainable Agriculture SFSA ist eine Stiftung, welche die Lücke zwischen der Forschung, Innovationen und den Kleinbauern schliesst» – so preist sich die Syngenta-Stiftung mit Sitz in Basel auf ihrer Webseite an. Der Stiftungszweck: Kleinbauern in ärmeren Regionen der Welt sollen von der Forschung um Saatgut und Pflanzenschutzmittel profitieren.
Gemeinnützig oder kommerziell?
Der Journalist Samuel Schlaefli hat aber seine Zweifel, dass die Tätigkeit der Stiftung effektiv so gemeinnützig ist, wie sie sich präsentiert. Schlaefli war für seine Recherche, die in Zusammenarbeit mit dem investigativen Rechercheteam Reflekt entstanden ist, in Kenia, wo sich die SFSA unter anderem engagiert.
«Die Bauern und Bäuerinnen, die ich besucht habe, profitieren zwar kommerziell von der Zusammenarbeit mit der Stiftung, aber gleichzeitig hat sich gezeigt, dass es eine Reihe von Problemen gibt», sagt Schlaefli.
Diese zeigten sich in den Zentren, welche die Stiftung beim Aufbau unterstützt – in den sogenannten Farmer-Hubs. Dort erhalten Bauern Unterstützung in Form von Saatgut oder Landwirtschaftsmaschinen und können Kurse besuchen. In diesen Farmer-Hubs würden aber auch zahlreiche giftige Pestizide angeboten, sagt Schlaefli.
Produkte von Syngenta in den Verkaufsregalen
«In den Hubs kann man eine Reihe von hochgefährlichen Pestiziden kaufen. Unter anderem Produkte, die sowohl in der EU wie in der Schweiz verboten sind und zum Teil auch nicht mehr exportiert dürfen werden.» Zudem würden Bauern bei der Anwendung der Pestizide keine Schutzanzüge tragen. Und: Die Farmer-Hubs verkauften in der Regel Produkte von Syngenta.
Die SFSA weist die Darstellungen von Schlaefli zurück. «Wir bevorzugen keine Firma. Wir sind neutral und überlassen es den Unternehmern vor Ort, Produkte auszuwählen, die sie selber vertreiben können und wollen», betont Paul Castle, der Kommunikationsverantwortliche der Syngenta-Stiftung.
Wir sind neutral und überlassen es den Unternehmern vor Ort, Produkte auszuwählen.
Dennoch sei man froh über die Recherchen von Samuel Schlaefli vor Ort. Man habe nämlich bemerkt, dass Sicherheitsvorgaben beim Umgang mit den teils hochgiftigen Pestiziden nicht eingehalten werden. «Die nötigen Schutzanzüge standen zum Teil nicht zur Verfügung oder wurden gar nicht verkauft», sagt Castle.
Man werde diesem Hinweis nun nachgehen. Klar sei aber, so Castle: Die Stiftung handle absolut gemeinnützig und verfolge keine kommerziellen Interessen.
Nach Schaeflis Recherchen ist die SFSA auch Thema in der Basler Politik. EVP-Grossrat Christoph Hochuli hat einen Vorstoss eingereicht. Seine Forderung: Die Basler Regierung müsse prüfen, ob die Stiftung zu Recht steuerbefreit ist. «Die Stiftung vermarktet direkt oder indirekt Pestizide der Firma Syngenta, und das darf eine Stiftung nicht», hält Hochuli fest.
Kritik auch in der Basler Politik angekommen
Mit der Antwort der Regierung auf seinen Vorstoss ist Hochuli indes gar nicht zufrieden. Der Regierungsrat habe die Antwort diplomatisch und zurückhaltend formuliert und verstecke sich hinter dem Steuergeheimnis. Hochuli bleibt dabei: Die Steuerverwaltung oder die kantonale Stiftungsaufsicht müsse den Zweck der Syngenta-Stiftung genauer überprüfen.
Medienanfragen zum Thema werden von der Verwaltung ebenfalls abgeblockt; mit dem Hinweis auf das Steuergeheimnis. Ob die SFSA ihren Stiftungszweck tatsächlich missbraucht, bleibt unklar.
Artikel SRF (13.3.2024)