Steuerhinterziehung in den USA: Der geheime Fahrstuhl der Credit Suisse

Geheime Dokumente in der Sportzeitung, Ansprache auf dem Golfplatz, ein Extralift: Wie ein Spionagethriller liest sich ein Bericht über Beihilfe der Credit Suisse zur Steuerhinterziehung in den USA. Bankchef Brady Dougan fällt es schwer, die James-Bond-Methoden zu erklären.

Artikel von Spiegel (27.2.2014)

Washington - Brady Dougan hatte an diesem Mittwoch viel zu erklären. Der Chef der Credit Suisse trat vor den US-Senat, um Auskunft zu geben, wie und warum die Schweizer Großbank über Jahre hinweg Amerikanern systematisch half, ihre Steuern zu hinterziehen.

"Es ist uns meiner Meinung nach gelungen zu zeigen, dass die Credit Suisse Chart zeigen heute ein Geschäftsmodell verfolgt, das regelkonform ist und Zukunft hat", sagte Dougan. Heute, regelkonform, Zukunft. Dass das nicht immer so war, musste er zerknirscht zugeben. Zu viele Belege für ein systematisches Vorgehen der Banker haben die Ermittler des US-Justizministeriums zusammengetragen. Auf dem Höhepunkt des Geschäfts soll Credit Suisse im Jahr 2006 bis zu 13,5 Milliarden Dollar Kundengeld dem US-Fiskus vorenthalten haben.

So weit liegt die Bank noch im Rahmen der Wettbewerber. Für diesen Streit hat sie bereits Hunderte Millionen Franken zurückgelegt. Dougan appellierte an die Parlamentarier, das 2009 ausgehandelte Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Schweiz und den USA zu unterzeichnen. Dann könnten die Amerikaner "mehrere tausend" Daten ihrer Bürger bekommen, die die Bank gerne liefern würde.

Doch der Bericht des Senats liefert auf 180 Seiten so viele Details, die zeigen, dass die Banker - ohne Wissen des Vorstands, wie Dougan betont - nicht nur systematisch gegen das Gesetz handelten, sondern dazu noch Methoden verwendeten, die auf eine geradezu diebische Lust am Versteckspiel schließen lassen.

Das Nummernkonto als "Dinosaurier"

Die Banker sprachen ihre Kunden auf Golfplätzen in Florida oder auf einem "Schweizer Ball" an, ob sie nicht in den Alpen der Steuer entgehen möchten.

Sie richteten am Zürcher Flughafen eine eigene Filiale ein, um die Kunden fern der Aufsicht und der eigenen Konzernrevision zu betreuen. Dort gab es sogar einen versteckten, ferngesteuerten Fahrstuhl, um die Kunden zu ihren Privatbankiers zu führen - wohl mit noch brisanteren Gesprächen als denen im Lift von Goldman Sachs Chart zeigen.

Mitunter wurden Dokumente der Bank auch in eine Sportzeitung eingewickelt beim Frühstück im Hotel übergeben. Was kein Dritter lesen durfte, wurde natürlich geschreddert.

Im Vergleich dazu erscheint fast schon banal, dass die Bank laut den Ermittlern auch falsche US-Visaanträge stellte, Scheingesellschaften in Steueroasen einrichtete und dann auch noch die Geschäftszahlen der Private-Banking-Sparte aufblies.

Artikel Spiegel (27.2.2014)

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