Roche: Die Wunderspritze schützt sie vor dem Erblinden​, ist aber viel zu teuer

Über tausend Franken kostet eine einzige Behandlung mit Lucentis, einem Medikament gegen eine gängige Augenkrankheit. Eigentlich gäbe es ein viel günstigeres Medikament, die Schweiz gibt dieses jedoch nicht frei. In Kürze kommt Roche mit einer neuen, wohl noch teureren Variante.

Artikel von Tages-Anzeiger (21.8.2021)

Die Spritze geht direkt ins Auge: Eine Lidsperre zwei Zangen, die die ovalen Augenform zu einer fast quadratischen Öffnung aufzerren sorgt dafür, dass die Patientinnen und Patienten nicht vor der Nadel zurückschrecken können. Die Injektion muss punktgenau sein, die Ärztin muss das Medikament rund 3,5 Millimeter seitlich von der Hornhaut in den Glaskörper spritzen. Das Medikament heisst Lucentis auf Lateinisch bedeutet dies «leuchtend». Die Spritze rettet vor einer weitverbreiteten Augenkrankheit, die ansonsten innerhalb von wenigen Monaten unwiederbringlich zur Blindheit führt.

«Es tut nicht weh, man ist gut betäubt, aber ich sehe die Spritze in dem Moment, wo sie in mein Auge kommt. Es geht aber ruhig und auch schnell», sagt Ursula Bättig. Die 77-Jährige ist an einer besonders ausgeprägten altersbedingten feuchten Makuladegeneration (kurz feuchte AMD genannt) erkrankt und hat bislang 66 Spritzen ins Auge bekommen ihr Mann führt darüber Buch. Alle vier Wochen braucht sie eine neue Behandlung. «Ich merke dann, wie das gespritzte Medikament in mein Auge fliesst und sich wie ein Öltropfen auf Wasser verteilt, ich sehe dann für kurze Zeit verschwommene Wellen.» Dann aber kommt die Sehschärfe zurück. Auf einem Auge ist Bättig inzwischen wegen einer Thrombose erblindet, ohne das Medikament für das andere Auge würde Bättig gar nichts mehr sehen.

«Aus medizinischer Sicht ist der Wirkstoff Ranibizumab von Lucentis ein Wunder.»

Hendrik Scholl, Leiter Augenklinik des Basler Unispitals

«Es ist generell bei Pharmakonzernen so, dass die Entscheidung, zu welcher Krankheit wann weitergeforscht wird, abhängig vom Ablauf der eigenen Patente ist.»

Michael Nawrath, Branchenkenner

Artikel von Tages-Anzeiger (21.8.2021)

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