Yasmine Motarjemi war Nestlé-Kaderfrau und zuständig für das Dossier Lebensmittel-sicherheit. Ihre Hinweise auf Produkte mit gesundheitsschädigenden Folgen wurden Nestlé-intern zurückgewiesen. Stattdessen wurde Frau Motarjemi unter massiven psychologischen Druck gesetzt. Nach zehn Jahren wurde sie wegen unterschiedlicher Auffassung über das Management der Lebensmittelsicherheit entlassen. Frau Motarjemi klagt darauf ihre frühere Arbeitgeberin wegen Mobbing an. Morgen beginnt in Lausanne der Prozess gegen Nestlé.
Eigentlich handelt es sich hier um einen Fall von grossem öffentlichem Interesse. Doch davon ist kaum etwas zu spüren. Nestlé kann es nur recht sein: Morgen Dienstag den 1. Dezember beginnt die zweite Phase des Prozesses von Yasmine Motarjemi gegen den Giganten Nestlé, ohne dass bisher eine breite Öffentlichkeit davon Kenntnis genommen hätte. Und dies obwohl am 16. Dezember vier der obersten CEOs vor Gericht aussagen müssen, nämlich Paul Bulcke (CEO Nestlé), Jean- Marc Duvoisin (CEO Nespresso) Francisco Castañer (ex-Generadirektor Nestlé mit Verantwortung für Personal und Administration) und José Lopez (Generaldirektor für Konzernoperationen, Nestlé).
Auch wenn Yasmine Motarjemi die Klage gegen Nestlé wegen Mobbing und dessen psychologischen Auswirkungen eingereichte, hat der Fall eine gesellschaftliche Tragweite: Es geht um einen jahrelangen Streit wegen möglicherweise unterlassener Vorsichtsmassnahmen im Bereich der Lebensmittelsicherheit. Konkret warnte Frau Motarjemi vor zu hohen bzw. gefährlichen Vitamingehalten, der Erstickungsgefahr bei Babys, kontaminierter Milch und lebensgefährlichen Infektionen. Diese Vorwürfe bestreitet Nestlé vehement und reichte in der ersten Phase des Prozesses Rekurse ein. Damit wurde schon einmal eine Verzögerung des Verfahrens erreicht.
MultiWatch ist der Auffassung, dass durch die Gefährdung und Beeinträchtigung der Gesundheit von Mitarbeitenden sowie der öffentlichen Gesundheit Menschenrechte verletzt und bedroht werden. MultiWatch fordert, dass die Frage, wie Nestlé ihre Verantwortung gegenüber Angestellten und Konsument_innen wahrnimmt, genau untersucht wird.