Korruption: Ermittler durchsuchen Büros von Roche in Deutschland

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal verdächtigt einen deutschen Arzt, Geld vom Pharmariesen erhalten zu haben, um Medikamente zu verschreiben.

Artikel vom Tages-Anzeiger (9.4.2019)

In Deutschland ist der Pharmariese Roche in einen Fall von mutmasslicher Korruption, Betrug und Untreue verwickelt. In dem Zusammenhang haben Kriminalbeamte vom 12. bis 14. März die Geschäftsräume der Roche Pharma AG im deutschen Grenz­ach, einem Vorort von Basel, durchsucht.

«Wir ermitteln gegen drei Ärzte und drei weitere Beschuldigte», bestätigt der Wupper­taler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert Berichte deutscher Regionalmedien. «Der Hauptverdächtige ist ein Arzt aus Düsseldorf», führt er aus.

Verdächtige Zahlungen

Der Mediziner wird verdächtigt, Medikamente von Roche und anderen Firmen verschrieben zu haben, weil Roche im Gegenzug Roche Sponsorengelder an eine Organisation geleistet habe, die dem Arzt «sehr nahe» steht. Damit stehe der Verdacht der Bestechlichkeit im Raum.

Über den Umfang der Zahlungen machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Wer bei Roche die verdächtigen Zahlungen ausgelöst habe, sei derzeit noch Gegenstand von Abklärungen, sagt Baumert.

Roche erklärt dazu: «Wir bestätigen, dass in der Zeit vom 12. März bis 14. März eine Durchsuchung in den Geschäftsräumen der Roche Pharma AG in Grenzach stattgefunden hat. Roche hat hierbei vollumfänglich mit den Behörden kooperiert. Über genaue Inhalte der Untersuchung können wir zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund des laufenden Verfahrens keine Auskunft geben.»

Das Hauptinteresse der Ermittler gilt den drei beschuldigten Ärzten. Ihnen wird vor allem vorgeworfen, nicht erbrachte Leistungen an Krankenkassen abgerechnet zu haben, sagt Oberstaatsanwalt Baumert. Der Name von Roche sei von der Staatsanwaltschaft aufgrund konkreter Nachfragen von Journalisten genannt worden. Diese hatten Wind von der Razzia bei Roche Pharma in Grenzach bekommen. Des Weiteren wird dem Arzt vorgeworfen, Patienten gezielt an ein bestimmtes Spital überwiesen zu haben. Im Gegenzug habe er dafür unentgeltlich Arbeitsräume im Krankenhaus nutzen können.

Mehrere Razzien

Im Zug dieser Ermittlungen fanden Razzien in ganz Deutschland statt. Laut Oberstaatsanwalt Baumert sind im März insgesamt 19 Geschäftsräume, sechs Privatwohnungen und zwei Büros von Steuerberatern an Orten wie Düsseldorf, Langenfeld, Grenzach und München durchsucht worden. Zudem seien Abklärungen bei Banken erfolgt.

Welche andere Unternehmen Gelder an die dem Arzt nahe­stehende Organisation gezahlt haben, ist nicht bekannt. Der zweite Basler Pharmariese Novartis ist es nicht. Nach eigenen Angaben ist der Konzern von den Behörden in dem Fall nicht kontaktiert worden.

Artikel vom Tages-Anzeiger (9.4.2019)

Weiterer Artikel:

SRF (10.4.2019)

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