Als MultiWatch im Jahr 2009 den Baustoffhersteller Holcim zu beobachten beginnt, gilt der Konzern noch als schweizerisches Traditionsunternehmen mit Vorzeigecharakter. Seine Wurzeln werden klar in der Schweiz - in Holderbank - verortet. Seither hat sich der Konzern stark verändert. Der Konzern fährt eine massive Expansionsstrategie, insbesondere in den aufstrebenden Märkten Asiens, Ozeaniens, Osteuropas und Lateinamerikas. 2014 ist Holcim zusammen mit der französischen Lafarge-Gruppe der Weltmarktleader im Zementgeschäft. Die beiden Unternehmen fusionieren am 14. Juli 2015 und Holcim Ltd. wird in LafargeHolcim Ltd. umbenannt. Der Hauptsitz des neuen Unternehmens bleibt in Rapperswil-Jona.
Im Jahr 2014 ist Holcim mit rund 68’000 Beschäftigten und einem Umsatz von 19.1 Milliarden Schweizer Franken zusammen mit der französischen Lafarge-Gruppe der Weltmarktleader im Zementgeschäft. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird ein grosser Teil des Weltmarktes von den Baustoffmultis Lafarge, CRH, Cemex, Heidelberg, Italcementi und Holcim beherrscht. Unter diesen ist Holcim 2014 mit rund 1’750 Betrieben in 70 Ländern das am globalsten aufgestellte Unternehmen. Dem Konzern ist insbesondere auch die Expansion in die aufstrebenden Märkte Südostasiens gelungen: Holcim ist dort in allen grossen Ländern vertreten, seit mehreren Jahren auch in Indien, wo Holcim mit rund 25 Prozent Marktanteil der wichtigste Anbieter geworden ist.
Nach der Jahrtausendwende verfolgt Holcim die Strategie, in den aufstrebenden Märkten Asiens, Ozeaniens, Osteuropas und Lateinamerikas den Anteil an der Zementproduktion zu erhöhen, um so die Marktführerschaft zu erlangen. In Westeuropa und in den USA hingegen wird vor allem entlang der Produktionslinie investiert, um sich die Zuliefer- und Absatzkanäle zu sichern (Sand- und Kiesgewinnung, Betonproduktion). Diese Expansion wird vom Unternehmen sehr aggressiv vorangetrieben und geschieht vorwiegend durch Übernahme von bestehenden, lokalen Gesellschaften: Von 2002 bis 2007 verdoppelt sich der Umsatz und die Anzahl der Beschäftigten steigt von rund 50’000 auf 90’000 Personen.
Die Weltwirtschaftskrise 2008 bremst diese Entwicklung. Die Absatzzahlen gehen zurück und radikale Personalabbau- und Restrukturierungsmassnahmen werden durchgeführt. Dies vor allem in jenen Ländern, die stark von der Immobilienkrise und des darauf folgenden Rückgangs der Bautätigkeit betroffen sind, sprich die USA, Spanien, Bulgarien und Ungarn. Dort werden zahlreiche Zementwerke und Betonzentralen geschlossen. Von 2007 bis 2010 werden weltweit 10 Prozent der Beschäftigten abgebaut.
Nach geringem Zuwachs auf 81’000 Beschäftigte im Jahr 2011 folgen erneut einschneidende Restrukturierungsmassnahmen. Anfangs Oktober 2013 versammeln sich Vertreter*innen der Holcim-Angestellten aus der ganzen Welt in Belgien, um eine Antwort auf diese Konzernpolitik zu geben. Am 17. April 2014 protestieren Gewerkschaften vor der Aktionärsversammlung, weil der damalige Holcim-CEO Bernard Fontana trotz Sparmassnahmen den Aktionären einen Zusatzgewinn von 1.5 Milliarden Franken verspricht. Ende 2014 beschäftigt das Unternehmen noch 68’000 Angestellte.
Im April 2014 kündigt Holcim die Fusion mit dem zweitgrössten Zementhersteller Lafarge an. Um die Zusage der Wettbewerbsbehörden zu erhalten, verkauft Holcim v.a. in Europa Unternehmensteile. Nicht einbezogen in die Fusionsvorbereitungen werden die Angestellten der beiden Konzerne; in einer weltweiten Kampagne fordern sie „No Merger without Workers Rights“! Die beiden Unternehmen fusionieren am 14. Juli 2015 und Holcim Ltd. wird in LafargeHolcim Ltd. umbenannt. Der Hauptsitz des neuen Unternehmens bleibt in Rapperswil-Jona.
Seit der Fusion kämpfen die Angestellten von LafargeHolcim für einen besseren Dialog zwischen den Sozialpartnern und ein internationales gewerkschaftliches Rahmenabkommen. Gleichzeitig wird der Gigant von Altlasten eingeholt: Der CEO Eric Olsen muss nach nur zwei Jahren an der Spitze des fusionierten Konzerns den Hut wegen der Affäre um das syrische Lafarge-Werk Jalabiyeh nehmen. An seine Stelle tritt der ehemalige Sika-Chef Jan Jenisch.