Griechischer Ex​-​Novartis​-​Mann auf dem Radar des FBI

Der Schweizer Pharmariese soll griechische Ärzte geschmiert haben. Die Affäre bestimmt die Athener Politik.

Es dauert nur noch rund zwei Wochen, bis in Griechenland endlich die Sommerferien beginnen und sich viele Städter aus den überhitzten Metropolen aufs Land zurückziehen. In den Sommer­monaten wird das öffentliche Leben im Land ruhiger. Doch nun sorgt ein Artikel noch einmal für hitzige Debatten in Athen. Das US-Medium «Politico» berichtet, dass die US-Bundespolizei FBI und die US-Börsenaufsicht SEC ein Auge auf Konstantinos Frouzis, den ehemaligen Vizepräsidenten von Novartis Hellas, geworfen hätten.

Das ist brisant, da gegen den Schweizer Pharmakonzern ermittelt wird, weil er in Griechenland von 2006 bis 2015 Ärzte und Politiker geschmiert haben soll, um höhere Medikamentenpreise verlangen zu können. Seit mehr als einem Jahr läuft die Untersuchung der griechischen Behörden. Frouzis, der Novartis 2015 verliess, gilt in dieser Affäre als eine der wichtigsten Figuren. Er nimmt aber gegenüber dem US-Magazin nicht Stellung, da sich die Untersuchung in einem frühen Stadium befinde.

Novartis teilt mit, das Unternehmen arbeite vollumfänglich mit den griechischen und US-amerikanischen Behörden zusammen und führe eine interne Untersuchung durch. «Wir sind entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und gegebenenfalls die Verantwortung für Aktivitäten zu übernehmen, die unsere hohen Standards für ethisches Geschäftsverhalten nicht erfüllt haben», sagt ein Sprecher. Die öffentliche Aufmerksamkeit rund um ­diesen Fall beinhalte jedoch zahlreiche aufsehenerregende und unberechtigte Anschuldigungen im Rahmen einer politisierten Debatte.

Wahlkampf mit Novartis

Die Enthüllungen des US-Magazins schlagen in Athen hohe Wellen. Denn die Frage, ob und wie Novartis in Griechenland für ein günstiges Klima für seine Geschäfte gesorgt habe, könnte über die Parlamentswahlen entscheiden, die im nächsten Jahr anstehen. Dies, da mehreren Spitzenkräften der konservativen Nea Dimokratia, darunter dem griechischen Ex-Premier Antonis Samaras, vorgeworfen wird, in den Novartis-Skandal verwickelt zu sein. Sie alle bestreiten die Vorwürfe. Samaras beschuldigt seinerseits die linke Syriza-Regierung von Premier Alexis Tsipras, mit der Novartis-Untersuchung Wahlkampf zu betreiben, indem er seine politischen Gegner mit Korruptionsvorwürfen diskreditiere. Würden sich die Anschuldigungen in Luft auflösen, wäre das wiederum für die Regierung ein Rückschlag. Sie hat eine lückenlose Aufklärung versprochen.

Das Magazin «Politico» verweist auf einen FBI-Bericht. Dieser zeige auf, wie Novartis 2010 und 2011 dafür gesorgt haben soll, dass die Schmiergelder von den Behörden unbemerkt bei den Ärzten und Beamten angekommen sind. So soll ein grosser Teil des Geldes zu einer einflussreichen Athener PR-Firma geflossen sein. Dort soll dann das Geld gewaschen und an die Entscheidungsträger verteilt worden sein.

Um die Tarnung aufrechtzuerhalten, habe die PR-Firma im Auftrag von Novartis eine Kampagne für Online-Fussball entworfen – diese aber über Jahre nicht mehr angepasst und unverändert weiterlaufen lassen. Der Arbeitsaufwand für die Werbung soll also äusserst gering gewesen sein.

Dokumente sollen vernichtet worden sein

Das Geld soll stattdessen gebraucht worden sein, um die Preise für bestimmte Medikamente möglichst hochzutreiben. Weiter sollen Dokumente vernichtet worden sein, um die Vorgänge vor den griechischen Aufsichtsbehörden zu verbergen.

2011 und 2012 kam es im von der Wirtschaftskrise schwer gebeutelten Land zu deutlichen Preissenkungen bei zahlreichen Medikamenten. Laut dem FBI-Bericht blieben die Wirkstoffe des damals von Joe Jimenez geführten Schweizer Pharmakonzerns jedoch mehrheitlich davon verschont.

Artikel Der Bund (5.6.2018)

Letzte Neuigkeiten

China, USA, 18.11.2024

Vorwurf an die UBS: Heikle Verbindung zu chinesischen Militärfirmen

07.11.2024

Mosambik und die Credit Suisse: Der Tragödie x​-​ter Teil

Kongo, Schweiz, 26.09.2024

«Es kann nicht sein​, dass nun die Schweiz profitiert»

Kongo, Schweiz, 25.09.2024

Politiker fordert: Schweizer Glencore​-​Strafzahlung soll in den Kongo fliessen

Alle Neuigkeiten