Golden Rice versagt bei Versuchen in Indien

Der genveränderte Golden Rice wird gerne als vielversprechendes Hilfsmittel im Kampf gegen den Vitamin-A-Mangel auf der Welt dargestellt. Von der ETH Zürich wurde er in Zusammenarbeit mit Syngenta entwickelt, um ärmeren Menschen mit einer einseitigen, auf Reis basierenden Ernährung eine erhöhte Einnahme von Vitamin A gewähren zu können. Nach jahrelangen Kontroversen und viel Kritik auch seitens von Kleinbauern in asiatischen Ländern, veröffentlichte nun ein indisches Forschungsteam eine Studie zur Anwendung von Golden Rice, welche starke Zweifel aufkommen lässt, dass er als effektives Mittel gegen den Vitamin-A-Mangel eingesetzt werden kann.

Artikel von SAG (9.11.2017)

Reis bildet das wichtigste Grundnahrungsmittel in vielen Regionen Indiens, Bild: fotolia

In ihrer Studie verwendeten die indischen Wissenschaftler die neuste Variante des Golden Rice namens GR2-R1, welche Syngenta für die Verwendung in öffentlichen Züchtungsprogrammen freigegeben hatte. Laut dem Konzern beinhaltet diese Variante die erfolgversprechendsten genetischen Merkmale zur Steigerung des Vitamin A-Gehalts. Bei der Einkreuzung in die ertragreiche indische Reissorte Swarna, zeigte sich jedoch ein ernüchterndes Resultat. Der gentechnisch veränderte Reis wies massive Wurzelschäden auf, bildete ausgebleichte Blätter und entwickelte ungewollte Seitentriebe. Dadurch erreichte der GV-Reis bloss die halbe Wuchshöhe, kam später im Jahr zur Blüte und war halb so fruchtbar wie die herkömmliche Sorte. Insgesamt fiel die Ernte des Golden Rice um zwei Drittel kleiner aus, als bei der traditionellen Reis-Sorte Swarna.

Dank einer DNA-Analyse konnten die Forscher Rückschlüsse auf die Gründe der Missbildungen im Wachstum des Golden Rices ziehen. So zeigte sich, dass für einige der ungeplanten Mutationen die Schädigung eines herkömmlichen Reis-Genes verantwortlich war. Dieses Gen ist für die Bildung des Hormones Auxin zuständig – ein Hormon, welches für die Entwicklung von Wurzeln und Trieben eine zentrale Rolle spielt. Weiter schädigend war zudem auch eines der gentechnisch veränderten Enzyme. Dieses bildete sich nicht wie von den Herstellern erwartet, nur in den Körnern der Pflanze, sondern auch in den Blättern der GV-Pflanze. Dort löste es eine Abnahme bei der Chlorophyllbildung aus, was zum schwachen Wachstum und den geringen Erträgen des Golden Rices führte.

Laut Jonathan Latham, geschäftsführender Direktor des Bioscience Resource Project, zeigen die Resultate der Forschungsstudie deutlich, dass zwei Hauptargumente der seit langem vorgebrachten Kritik am Golden Rice sich bewahrheitet haben: Einerseits beschädigt die künstlich eingebrachte DNA die Gensequenz der herkömmlichen Pflanzen und andererseits löst das Einfügen neuer Eigenschaften unvorhersehbare Veränderungen im Metabolismus der Reis-Pflanze aus. Damit bestätigt sich die in der Wissenschaft verbreitete Einschätzung, dass die Schwierigkeiten und Risiken der grünen Gentechnik nicht darin liegen, gewollte Veränderungen im Metabolismus einer Pflanze zu generieren, sondern darin, ungewollte Mutationen in der komplexen biochemischen Prozesskette zu verhindern.

Artikel SAG (9.11.2017)

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