2002 versuchte Nestlé eine horrende Geldsumme von Äthiopien einzuklagen, weil das Land 1975 eine Tochterfirma verstaatlicht hat. Nestlé unterlag im Gerichtsverfahren, musste eine Entschädigungssumme bezahlen und versprach sich für den Zugang zu Trinkwasser zu engagieren. Anstatt sein Versprechen zu halten, baut Nestlé die Abbautätigkeit in Äthiopien noch aus, obwohl im Land die schlimmste Dürre seit 50 Jahren herrscht.
Pseudoengagement für besseren Zugang zu Trinkwasser
2002 versuchte Nestlé eine horrende Geldsumme von einem Land einzuklagen, in dem geschätzte 11 Millionen Menschen Hunger leiden. In einem mit irrsinnigen Forderungen unterlegten Verfahren verlangte der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt 6 Mill. US-Dollar (5,6 Mill. Euro) Entschädigung von Äthiopien. Nestlé begründete seine Forderungen damit, dass das Land am Horn von Afrika 1975 eine Tochtergesellschaft des Konzerns verstaatlicht hat. 2003 gewann Äthiopien einen Teilsieg gegen Nestlé.
Die beiden Kontrahenten einigten sich auf eine Entschädigungssumme von 1,5 Mill. Dollar (1,39 Mill. Euro). Gleichzeitig verpflichtete sich Nestlé, den gesamten Betrag an Organisationen zu spenden, die helfen, die Hungersnot in dem ostafrikanischen Land zu bekämpfen. Darüber hinaus wollte der Nahrungsmittelmulti die äthiopischen Behörden dabei unterstützen, langfristige Projekte gegen den Hunger und für einen besseren Zugang zu Trinkwasser zu entwickeln. Klingt gut, doch Nestlé hielt sich nicht daran. Lediglich 750’000 Dollar von dieser Summe landeten beim UNHCR.
Nestlé schaltete im Herbst 2007 sogar den Filmbeitrag: «Saving lives through clean water» auf. Allerdings war Nestlé schon im Jahr zuvor aus dem vom Film gepriesenen «Corporate Partnership Program» ausgestiegen und hatte die Mitgliedschaft gekündigt. Das bestätigte der zuständige Programmleiter beim UNHCR. Also kein Engagement «for many years to the future»? Nein, Nestlé habe sich zurückgezogen, sagt Olivier Delarue vom UNHCR. «Die finanzielle Zuwendung an unser Projekt hat aus einer einmaligen Zahlung von 750’000 Dollar bestanden.» Dass Nestlé bis heute mit dem UNHCR-Signet für sich wirbt, findet Delarue unverschämt.
Ausbau der Aktivitäten trotz Trockenheit
2016 gibt der Nestlé-Konzern bekannt, dass die Tochter-Firma Nestlé-Waters in Äthiopien gemeinsam mit dem örtlichen Getränkehersteller Abyssinia Spring ein Joint-Venture-Unternehmen gegründet hat. Gleichzeitig herrscht die schlimmste Dürreperiode am Horn von Afrika seit 50 Jahren. Dies hat zu gravierenden Ausfällen bei der Ernte geführt, über 20 Millionen Menschen sind existenziell bedroht. Laut der UN sind ca. 5,6 Millionen Menschen auf Unterstützung angewiesen.
Das Geschäftsmodell des Konzerns ist ziemlich simpel: Der Konzern füllt Leitungswasser in Plastikflaschen und verkauft dieses dann als Tafelwasser. Da man dieses Wasser direkt aus Grundwasser abpumpt, fällt die Förderung in einigen Ländern nicht unter das Wasserschutzgesetz.
Die lokale Produktion soll den Zugang zum äthiopischen Markt mit seinen über 90 Millionen Einwohnern erleichtern. Die 8,2 Millionen Menschen, die von der Dürre betroffen sind, können sich das Flaschenwasser jedoch nicht leisten.