Die Forschung und Entwicklung von Medikamenten ist zeitaufwendig, risikoreich und kostenintensiv – so rechtfertigen Pharmaunternehmen wie Novartis die hohen Preise für ihre medizinischen Produkte. Die Folge: Viele Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu essentiellen Medikamenten; häufig, weil sie sie diese schlichtweg nicht leisten können. Aber tragen Pharmaunternehmen das finanzielle Risiko der Forschung ganz alleine?
Universities Allied for Essential Medicines (UAEM) setzt sich dafür ein, dass der Transfer von geistigem Eigentum vom öffentlichen in den privaten Sektor an solidarische Bedingungen geknüpft werden muss
Schätzungen zufolge werden ein Drittel aller Kosten für die Forschung und Entwicklung von Medikamenten durch die Öffentlichkeit finanziert. Die Hälfte aller neuen Medikamente, die auf dem Markt zugelassen werden, haben ihren Ursprung direkt oder indirekt an Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen.
Geistiger Eigentum: Transfer öffentlichen in den privaten Sektor
Wenn aus öffentlich finanzierter Forschung eine neue Technologie entsteht, wird für diese in der Regel geistiges Eigentum angemeldet. Diese Technologie kann dann über verschiedene Mechanismen vom öffentlichen in den privaten Sektor transferiert werden. Selten jedoch werden bei diesen Vorgängen an die Technologien aus öffentlicher Investition Bedingungen geknüpft, die dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit am Ende auch von ihnen profitiert im Sinne von sicherem Zugang zu verfügbaren und leistbaren Medikamenten und anderen Gesundheitsgütern.
Universitäten und öffentliche Forschungseinrichtungen nehmen eine entscheidende Rolle sie in der Forschung und Entwicklung von Medikamenten einnehmen. Sie müssen ihrer moralischen Verantwortung gerecht werden und dafür sorgen, dass die ihnen anvertrauten öffentlichen Forschungsgelder in eine gerechte medizinische Technologie verwandelt werden. Das kann passieren, indem an jede Form von Transfer von Rechten an geistigem Eigentum Bedingungen geknüpft werden, die beinhalten dass:
- Fairer Zugang gegeben sein muss
- Die weitere Entwicklung von Gesundheitstechnologien gefördert wird
- Die Transparenz von Gesundheitstechnologie-Transfers gefördert wird
Fallbeispiel: Zolgensma von Novartis
Das teuerste Medikament der Welt „Zolgensma“ ist ein gutes Beispiel, wo vorgehend genannte Bedingungen an öffentliche Forschungsgelder von Nutzen hätten sein können:
Der Wirkstoff gegen spinale Muskelatrophie wurde ursprünglich an der University of Pennsylvania entwickelt und mit $450 Millionen von der National Institute of Health (NIH) finanziert. Weitere Fördergelder kamen von verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen aus der USA und Frankreich. Nur in Frankreich wurden Bedingungen für einen “reasonable price for the French market” gestellt.
Zolgensma wurde im Mai vorläufig auch in der EU zugelassen. Die Preisverhandlungen in den einzelnen Ländern stehen noch aus. Was die französischen Forderungen für die Preisverhandlungen bedeuten werden, bleibt abzuwarten.
Wir fordern von Novartis für die Preisverhandlungen darzulegen, wie viel die Öffentlichkeit schon für die Entwicklung von Zolgensma bezahlt hat – nur so können wir einen fairen Preis finden und dafür sorgen, dass alle betroffenen Kinder, die von Zolgensma profitieren können, behandelt werden.
Dieser Text stammt aus der Broschüre “Gesundheit ist keine Ware” und ist von Joanna Brodersen, Universities Allied for Essential Medicines (UAEM), verfasst worden. UAEM verfolgt das Ziel, die Forschungs- und Entwicklungsrichtlinien an Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtung langfristig und nachhaltig zu verändern und an jeden Technologie Transfer Bedingungen zu knüpfen (mehr zu den Bedingungen hier unter dem Punkt “Equitable Technology Access Framework”).