In den letzten Jahren waren gewerkschaftlich organisierte Angestellte von Novartis in Indien mit zahlreichen Verletzungen ihrer Arbeitsrechte konfrontiert. Nun droht ihnen gar die Entlassung. Das lokale Management weigert sich trotz gegenteiligen Vereinbarungen mit der Gewerkschaft ins Gespräch zu treten.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1984 unterhielt die Novartis Employees Union (NEU) in Indien eine konstruktive Beziehung zum Management. Im Januar 2017 einigten sich die NEU und das Management auf ein „Memorandum of Settlement“ (MoS), in welchem sich beide Parteien verpflichten, sich dreimal im Jahr zu treffen, um Missstände zu beheben. Jedoch wurde dieses Memorandum nicht befolgt: Das Management versuchte unilateral die Beschäftigungsbedingungen zu ändern. Der etablierte Tarifverhandlungsprozess kam nicht zur Anwendung.
Keine Gesprächsbereitschaft seitens des lokalen Managements
Das „Memorandum of Settlement“ (MoS) lief im Dezember 2018 aus und die NEU legte im März 2019 eine neue Charta mit Forderungen vor. Bisher hat sich das Management jedoch geweigert, sich mit der Gewerkschaft zu treffen, um die Tarifverhandlungen fortzusetzen. Im Gegenteil: Das Management unternahm Anstrengungen, die Gewerkschaft auszuschalten, indem es das betriebsinterne Bewertungssystem dahingehend anpasste, Personen aufgrund ihrer Gewerkschaftsmitgliedschaft negativ zu bewerten. Diese Bewertungen dienten als Grundlage für die unfairen Entlassungen, die nun angekündigt wurden.
Entlassungen werden mit der Covid-19-Pandemie legitimiert
Das Management informierte die Zeitungen über geplante Entlassungen von 170 Arbeitskräften, bevor es die Angestellten und die Gewerkschaft in Kenntnis setzte. Entgegen der öffentlichen Beteuerung des Vorstandsvorsitzenden von Novartis schob das Management in Indien die Covid-19-Pandemie vor, um Massenentlassungen zu legitimieren. Die NEU sagt, dass sie alles Mögliche unternommen hat, um Beziehungen und Vertrauen wieder aufzubauen, dass aber das Management weiterhin nicht auf sie zukam.
Unterstützung der NEU durch IndustriALL Global Union, die Gewerkschaft Unia und MultiWatch
In einem gemeinsamen Brief vom 11. Mai 2021 fordern IndustriALL, Unia und MultiWatch den CEO von Novartis, Vasant Narasimhan, zum Handeln auf um der Repression gegen die Gewerkschaft in Indien ein Ende zu setzen.
Entlassung von 400 Angestellte ohne vorherige Konsultation
Am 11. Februar 2022 wurden 400 Angestellte durch Novartis India Ltd. entlassen. Die Arbeit wurde an Dr. Reddy`s ausgelagert. Die ganze Entlassung ginge ohne vorherige Konsultation mit der Gewerkschaft über die Bühne, wie es gesetzlich eigentlich vorgesehen ist. Deshalb hat die NEU am 17. Februar 2022 eine Beschwerde vor Gericht eingelegt. MultiWatch solidarisiert sich mit den 400 entlassenen Mitarbeitenden und verteilt in einer ersten Protestaktion Flugblätter am Novartis Campus in Basel (siehe Foto).
MultiWatch protestiert am 2. März 2022 vor dem Novartis Campus gegen die Entlassungen
Auftritt an der Novartis-GV: Ungemütliche Kritik an die Novartis -Geschäftsleitung
Catherin Schöberl von MultiWatch kritisierte an der Generalversammlung der Novartis vom 5. März 2024 die Geschäftsleitung des Basler Pharmakonzerns aufgrund der Repression gegen Gewerkschafter:innen bei Novartis India Limited. Mittlerweile bekam die betroffen Gewerkschaft in zwei Instanzen Recht. Trotzdem legte Novartis erneut Rekurs ein. Die Entscheidung des Obersten Gerichts ist noch hängig.
Kritik an der Generalversammlung der Novartis vom 5. März 2024