Syngenta Group: Der grösste Agrarchemiekonzern der Welt

2020 wurde die Syngenta Group gegründet – der grösste Agrarchemiekonzern der Welt mit Sitz in Basel. Es ist ein Zusammenschluss der alten Syngenta und dem übrigen Agrargeschäft von ChemChina und Sinochem inklusive der israelischen Pestizidfirma Adama. Damit wurde ein weiterer Schritt der Strategie implementiert, die mit der Übernahme Syngentas durch ChemChina vor vier Jahren begonnen hatte.

Schon die alte Syngenta verkaufte mit einem Umsatz von 13 Milliarden Dollar so viel Pestizide wie kein anderer Konzern der Welt (siehe BaselArea, 18.6.2020). Nach dem erneuten Zusammenschluss ist nun die neue Syngenta Group  der mit Abstand grösste Pestizidhersteller mit einem globalen Marktanteil von fast einem Viertel. Aber da hört es nicht auf: Syngenta Group wird auch die Nummer drei im Bereich Saatgut, in China der Marktführer bei Düngemitteln und bei landwirtschaftlichen digitalen Dienstleistungen. Mit einer Präsenz in über 100 Ländern, einem Umsatz von mehr als 23 Milliarden Dollar und neu fast 48’000 Angestellten weltweit wird die Syngenta Group ein breit aufgestelltes und noch mächtigeres Agrarunternehmen. Der Hauptsitz der neuen Gruppe – und damit die personalintensive Verwaltungszentrale – dürfte weiterhin in Basel bleiben. Auch Syngenta selbst bleibt ein Basler Konzern.

ChemChinas Übernahme von Syngenta 2016 war sehr teuer und ob es sich für die beiden Unternehmen gelohnt hat, ist zu bezweifeln. Gelohnt hat es sich allerdings für die Grossinvestoren und Beratungsfirmen, die dicke Profite gemacht haben. Aber es wird immer klarer, welche strategischen Ziele wohl verfolgt wurden. Nach der Neustrukturierung der Syngenta Group 2020 wird das Geschäftsmodell des Agrochemieriesen deutlicher: Syngenta Group verkauft zunehmend in China produzierte Pestizide nach Brasilien, wo diese für die Soja- und Maismonokulturen genutzt werden. Diese Agrarrohstoffe werden dann von internationalen und schweizerischen Agrarrohstoffhändlern wiederum nach China verkauft, wo sie insbesondere für die Tierfabriken benutzt werden. Syngenta steigt nun in Argentinien sogar selbst in den Getreidehandel ein.

Zum schnellen Wachstum in Brasilien trägt auch der frühere israelische Pestizidkonzern Adama bei, der auch Teil der neu fusionierten Syngenta Group ist. Adama ist auf Pestizide spezialisiert, deren Patente bereits abgelaufen sind und somit günstiger produziert werden können. Nun hat Adama auch eine Mehrheitsbeteiligung an Huifeng erworben, die auf den Vertrieb von Pestiziden in China spezialisiert ist. Immer deutlicher zeigt sich hier, dass die Übernahme von Syngenta durch ChemChina auch der Ausbreitung der industriellen und pestizidintensiven Landwirtschaft in China selbst diente.

Hier ging es insbesondere auch um die Gentechnologie. Umfragen zeigten, dass eine grosse Mehrheit der Chinesen kein Vertrauen in diese Technologie haben. Jahrelang versuchte China den Anbau gentechnisch veränderten Saatguts zu bremsen. Aber 2014 bekannte sich die Parteiführung zu Gentech in der Landwirtschaft, wollte aber die Unabhängigkeit von den geistigen Eigentumsrechten der Konzerne aus Europa oder den USA gewährleisten. Inzwischen ist eine eigene chinesische Forschungsindustrie entstanden und China besitzt mit der Syngenta Group selbst einen der Oligopolisten im Saatgutmarkt. Nach der Bewilligung des Importes von gentechnisch veränderten Futtermitteln aus Lateinamerika erlaubt China jetzt auch den landwirtschaftlichen Anbau von Gentech Sorten.

Die neue Syngenta Group verfolgt ausserdem die Strategie, Artificial Intelligence in der Landwirtschaft einzusetzen und hat in China schon eine starke Position. Die Landwirt*innen müssen die Daten ihrer Betriebe immer mehr den Konzernen zur Verfügung stellen, damit sie massgeschneiderte Vorschläge von diesen erhalten. Das erhöht die Abhängigkeit der Bäuer*Innen von den Konzernen und macht die Agrarkonzerne zu Datenkraken. Dies wird ein profitables Feld im Agrobusiness.

Aber trotz den Fusionen bleibt bei der Syngenta vieles beim Alten. So geht die Privatisierung und Monopolisierung des Saatguts durch multinationale Konzerne weiter, auch wenn der Schweizer Agrokonzern neu in den Händen chinesischer Staatskapitalisten ist statt in denen US-amerikanischer und englischer Anlagefonds. Um da raus zu kommen brauchen wir einen Bruch mit der industriell-kapitalistischen Landwirtschaft, eine agrarökologische Alternative. Aber das versuchen die Agrarkonzerne zu verhindern und von Anfang an undenkbar zu machen. Sie nehmen Einfluss auf die Wissenschaft und lobbyieren in Washington, Brüssel und Bern. Als kleines Beispiel hat die neue Syngenta Group eben die Rolle des Hauptsponsors für das St. Galler Symposium für Nachwuchsführungskräfte übernommen.

Unser Widerstand muss also auch hier in Basel bestehen bleiben. Bald muss die Basler Regierung auf unsere Petition «Nicht in unserem Namen Basel» antworten und sagen, was sie dagegen tun will, dass Syngenta von Basel aus Agrargifte in der ganzen Welt verkauft und die Risiken systematisch verharmlost. Aber das genügt nicht – wir wollen eine Landwirtschaft ohne Pestizide und ein Basel ohne Syngenta. Über 60% Der Basler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben am 28. November 2020 der Konzernverantwortungsinitiative zugestimmt. Jetzt müssen wir die Konzernmacht in Basel brechen!

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