Problematische Palmölproduktion in Indonesien

Nestlé scheint es mit Nachhaltigkeitsbeteuerungen nicht ernst zu nehmen. Dies wird deutlich, wenn man Nestlés Praxis beim Palmöleinkauf in Indonesien betrachtet: Die massive Kritik am Lieferanten Sinar Mas im Jahr 2010 und eine öffentlichkeitswirksame Kampagne von Greenpeace gegen Nestlé führen zwar dazu, dass das Unternehmen den Vertrag mit Sinar Mas kündigt. Danach wird aber mit anderen Lieferanten weitergemacht, als wäre nichts gewesen. 2016 decken Amnesty International und das Rainforest Action Nework (RAN) massive Missstände (Kinder-/Zwangsarbeit und illegale Abholzung) beim Zulieferer Wilmar auf.

Palmöllieferant Sinar Mas: Abholzung von Regenwald im Katapang District
Mitte März 2010 lancierte Greenpeace eine internationale Online-Petition gegen Nestlé. Damit protestierte die Umweltorganisation gegen die ungebremste Abholzung indonesischer Regenwälder für die Palmölproduktion. Nestlé verarbeitet dieses Palmöl unter anderem in KitKat. In Film zur Petition sieht man, wie in einem KitKat der Finger eines Orang-Utans steckt und blutet. In der Greenpeace-Studie geht es um den Palmöl-Produzenten Sinar Mas und die Abholzungen im Katapang District (West Kalimantan). Sinar Mas war Mitglied des Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl (RSPO).
Greenpeace hatte diese Aktion gegen Nestlé gestartet, weil der Konzern nicht wie andere Konzerne schon bei Bekanntwerden der illegalen Aktivitäten von Sinar Mas den Vertrag mit diesem Unternehmen kündigte. Einen Tag nach der Lancierung der Kampagne, die einige Wellen warf, verkündete Nestlé, einen neuen Lieferanten zu suchen.

Palmöllieferant Wilmar: Kinder- und Zwangsarbeit sowie Abholzung von Regenwald auf Sumatra
2016 hat Amnesty International die Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen untersucht, die Wilmar beliefern, den weltweit grössten Palmöl-Produzenten mit Sitz in Singapur. Neun multinationale Konzerne, darunter Nestlé, sind die wichtigsten Abnehmer dieses Palmöls. Mit einer Ausnahme sind alle Grosskonzerne Mitglied des «Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO)» und behaupten auf ihren Websites und auf den Etiketten ihrer Produkte, “nachhaltiges Palmöl” zu verwenden. Keiner der Konzerne, die von Amnesty angefragt wurden, bestritt, dass es zu den Ausbeutungen kommt. Es konnte jedoch auch keiner ein Beispiel vorlegen, bei dem gegen die Verletzung der Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter vorgegangen worden wäre.

Gleichzeitig untersuchte das Rainforest Action Network (RAN) die illegale Abholzung von Regenwald auf Sumatra. Die Studie basiert auf der Auswertung von Satellitenaufnahmen, Photoerhebungen und GPS-Daten im sogenannten Leuser Ökosystem. Erfasst wurde die illegale Abholzung, die fortschreitet, obwohl im Juni 2016 ein Moratorium ausgerufen worden war. Dadurch bedroht wird der Lebensraum von Elephanten, Orang-Utans, Rhinozerossen und Tigern. Auch hier ist der Palmölverarbeiter Wilmar, der das Produkt an Nestlé und Co. weiterverkauft.

Herbstkampagne 2017 von Brot für Alle/Fastenopfer: Palmöl heisst Landraub
Nichtregierungsorganisationen weisen seit längerem auf die gravierenden Folgen des Anbaus von Ölpalmen hin. Die FAO, die Landwirtschaftsorganisation der UNO, bezeichnet die Ausdehnung der Ölpalmplantagen als eine der wichtigsten Ursachen für Abholzung. In Indonesien wachsen heute Ölpalmen auf mehr als der Hälfte der Fläche, wo sich vor wenigen Jahren noch vielfältiger Regenwald befand. Als Reaktion wurde vor rund 15 Jahren die Organisation «Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl» (englisch RSPO) ins Leben gerufen. Fazit heute: Es gibt keinen Unterschied zwischen RSPO-zertifizierten Plantagen und anderen, RSPO ist vorwiegend «Greenwashing» zur Beruhigung der Gewissen der Käufer*innen und Verarbeiter*innen von Palmöl in Europa und ebenso der beteiligten Banken und Finanzinstitute.

In einer im Herbst 2017 lancierten Petition fordern Brot für alle und Fastenopfer die Schweizer Grossverteiler auf, weniger Palmöl zu verwenden. Ebenso sind die Konsumentinnen und Konsumenten aufgerufen, den Aufruf mit dieser Forderung zu unterstützen.

Mehr Informationen zur Kampagne

 

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