Novartis: Antibiotika-Lieferantin verschmutzt Gewässer mit Antibiotika

Die Abwässer einer grossen Fabrik in Hyderabad (Indien), von welcher auch das Novartis-Tochterunternehmen Sandoz Antibiotika bezieht, sind stark mit Antibiotika belastet. Die Abwässer gelangen in die Gewässer der Umgebung. Dort vermehren sich explosionsartig Bakterien, die gegen diese Antibiotika resistent sind. Auch in Basel, am Hauptsitzstandort von Novartis, gibt es diesbezüglich alarmierende Zeichen.

Nicht umsonst wird Hyderabad (Indien) als „Antibiotika-Hauptstadt“ bezeichnet – hier produzieren dutzende Fabriken Antibiotika für multinationale Pharmakonzerne (siehe Infosperber, 20.6.2019). MSN Laboratories gehört zu den grössten Produzentinnen. Obwohl MSN garantiert, „strengste Sicherheits- und Umweltnormen“ zu erfüllen und die Umgebung mit „keinem schmutzigen Abwasser“ zu belasten (siehe Infosperber, 20.6.2019), waren die angeblich gereinigte Fabrikabwässer voller Antibiotikarückstände (die Recherche stammt aus einer ARD Reportage, welche auch vom SRF neu überarbeitet wurde). Der Verdacht liegt nahe, dass die indischen Zulieferer die Abwässer zum Teil direkt in die Umwelt leiten. Denn die Reinigung und Aufbereitung von medikamentenhaltigen Abwässern ist aufwändig und teuer.

Gemäss eines MSN-Werbevideos gehört die Novartis-Tochter Sandoz zu ihren Kunden. Novartis nimmt dazu nicht Stellung: „Angaben über unsere Beschaffungskette sind vertraulich – nicht nur zu unserem Schutz, sondern auch zu dem unserer Zulieferer“ (siehe SRF, 8.11.2018). Novartis schreibt von einem „minimalen Anteil“ an Wirkstoffen, die sie aus der Antibiotika-Produktion in Indien beziehen. Der andere Schweizer Grosskonzern Roche sagt, die Wirkstoffe für Bactrim stammen von zwei indischen Fabriken.

Resistenter Keim aus Indien im Basler Abwasser

Reisende bringen die Supererreger aus Indien in den Schweizer Spitälern in Umlauf. 2016 wurde auch erstmals sogenannte NDM-Resistenzen im Basler Abwasser entdeckt (siehe SRF, 8.11.2018). „ND“ steht für Neu Delhi, weil ein Keim mit dieser Resistenz erstmals dort gefunden wurde. Laut dem Kantonslabor Basel bedeutet der Fund, dass der hochresistente Keim in der Bevölkerung viel stärker verbreitet sei, als man dachte. Bei immungeschwächten Menschen kann der Keim zu gefährlichen Entzündungen führen. Nur noch wenige Antibiotika wirken noch.

WEF-Deklaration als Papiertiger

Im Januar 2016 wurde am World Economic Forum die „Declaration on Combating Antimicrobial Resistance“ verabschiedet, welches die Wichtigkeit der Forschung zu Antibiotika gegen multiresistenten Bakterien unterstreicht – unterschrieben u.a. von Novartis. Mittlerweile hat sich Novartis aber aus dieser Forschung zurückgezogen (siehe MultiWatch Falldokumentation). Die Deklaration enthält ausserdem das Versprechen, die eigenen Herstellungs- und Lieferketten zu überprüfen, damit die Freisetzung von Antibiotika in die Umwelt verhindert wird. Denn Freisetzung von Antibiotika in die Umwelt fördert die Entwicklung von multiresistenten Bakterien. Das Beispiel von MSN zeigt auf, dass Novartis diesem Versprechen nicht nachgekommen ist.

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