Miserable Arbeitsbedingungen bei chinesischem Zulieferer

Die in der Schweizer Uhrenindustrie verwendeten Gläser kommen hauptsächlich aus chinesischen Fabriken. Ein wichtiger Anbieter ist Biel Crystal, gemäss der Honkonger NGO Sacom eine der schlimmsten Fabriken Chinas. Die Angestellten arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen.

Biel Crystal Manufactory ist eine chinesische Firma mit Sitz in Hongkong, die Glasprodukte für die Uhrenindustrie und Handies herstellt. Sie hat zwei Produktionsstrandorte, in Shenzhen und Huizhou. Ihr CEO, Yeung Kin-Man, ist einer der reichsten Menschen überhaupt, gemäss Forbes verfügt er über ein Vermögen von 4,3 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen hat 140’000 Angestellte und erzielte im 2016 einen Gewinn von 5,1 Milliarden Franken. Viel Crystal soll noch dieses Jahr an der Honkonger Börse kotiert werden.

Die meisten Uhrenmacher der Schweiz beziehen ihre Gläser aus chinesischer Produktion. Kunden bei Biel Crystal sind beispielsweise TAG Heuer, Cvstos, Technomarine und Movado. In den meisten Fabriken herrschen miserable Arbeitsbedingungen.

Angestellte von Biel Crystal berichten von 12 Stundentagen an 7 Tagen pro Woche und von 120 bis 140 Überstunden pro Monat. Erlaubt wären maximal 36 Überstunden pro Monat. Trotz dieser Kummulation von Überstunden verdient eine Angestellte monatlich nur gerade 570 Franken, dies entspricht knapp der Hälfte eines Durchschnittslohnes in dieser Region.

Die Angestellten werden für alles mögliche bestraft bzw. müssen eine Busse bezahlen, z.B. wenn sie auf ihr Handy schauen, ein Glas zerbrechen, rauchen, einschlafen, ihr Menu in der Mensa nicht aufessen oder den Badge vergessen. All diese Bestrafungen sind widerrechtlich. Sie werden von einer arméeähnlichen Truppe beaufsichtigt, die es nicht scheut, die Frauen zu belästigen und die Männer zu beschuldigen.

Die Angestellten stehen unter enormen Leistungsdruck, sie müssen z.B. 1000 Gläser pro Tag prüfen, das ergibt rund 10 Sekunden pro Glas. Dies ist unmöglich zu schaffen, bei Nichterreichen wird bestraft. Dieser Leistungsdruck halten nicht alle aus, gemäss der NGO Sacom haben sich zwischen 2011 und 2015 acht Angestellte das Leben genommen.

Zum Arbeitsdruck kommen die vielen Umfälle aufgrund von Übermüdung. Der Lärm, die Hitze und der Staub sind unerträglich und führen zu körperlichen Beschwerden. Dazu kommt die Verwendung von giftigen Produkten wie das Benzol (welches in den USA und Europa verboten ist). Die Angestellten sind zwar angehalten, Schutzantzüge zu tragen. Viele tun dies aber nicht, weil sie dadurch nicht mehr so schnell arbeiten können. Die Folgen sind Verbrennungen und Vernarbungen an den Händen.

Die Studie basiert auf einer Untersuchung der Honkonger NGO Sacom, die rund 60 Freiwillige rekrutierte, die sich bei der Firma anstellen liessen und die Umstände dokumentiert. Ergänzend dazu haben JournalistInnen von Le Matin Dimanche und der Sonntagszeitung vor Ort recherchiert und viele Betroffene interviewt.

Die Schweizer Uhrenindustrie scheint die Augen vor dieser Realität verschliessen zu wollen. Hingegen gibt es zwei Hersteller, Richemont und Franck Muller, die sich von Biel Crystal zurückgezogen haben, weil die Herstellungsbedingungen gegen ihre Ethik Charta verstossen.

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China, 30.07.2017

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