Unternehmerische Stadtentwicklung am Beispiel Basel
Basel ist eine attraktive Stadt der Forschung und der Kreativität. So jedenfalls stellt sich Basel in seinem Stadtmarketing vor. In der Tat sind in Basel heute die Forschung, Entwicklung und Verwaltung grosser Pharma- und Agrochemiekonzerne wie Novartis, F. Hoffmann-La Roche und Syngenta konzentriert. Die Produktion wurde an Standorte ausserhalb von Basel verlagert. In der Zeit der Hochkonjunktur von 1945 bis 1970 war das anders: Basel war eine Chemiestadt, geprägt von Fabriken mit Hochkaminen, einer Fabrikarbeiterinnenschaft und den Villen der Fabrikherren, die stark mit dem «Daig», der traditionellen Basler Oberschicht, verbandelt waren. Auch waren die Chemiekonzerne noch mehrheitlich in den Händen der Schweizer Bourgeoisie. Mit Beginn der neoliberalen Ära begann sich auch die Stadt Basel zu wandeln: Die Chemiearbeiterinnen, die die Chemiestadt massgeblich prägten, sind mehrheitlich verschwunden. Geblieben sind jedoch die Chemiekonzerne, die bis heute die grössten privaten Arbeitgeber und wichtige Steuerzahler der Stadt sind (Simon 2000). Aus der Sicht der rot-grünen Regierung sind sie entscheidende Partner, denen in der Stadtentwicklung ein grosser Spielraum eingeräumt wird. Wir analysieren in unserem Beitrag das Verhältnis der Stadt zu den Chemiekonzernen, die beide als entscheidende Akteure der neoliberalen Ökonomisierung gesehen werden. Im ersten Teil stellen wir den Prozess der Neoliberalisierung der Städte in seinen Grundzügen dar. Im zweiten Teil wird die Neoliberalisierung an drei Beispielen konkretisiert: Die Umwandlung des St. Johann Quartiers durch den Bau des Novartis-Campus, der Bau der Roche-Türme und die Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III im Kanton Basel-Stadt. Abschliessend gehen wir der Frage nach, wie sich mit dem Wandel die Formen und Möglichkeiten von Widerstand verändert haben.
Ganzer Text von den MultiWatch-Aktivist:innen Olivia Jost und Hans Schäppi