Das bettelarme Burma sitzt auf einem Milliardenschatz: Das Land hat das grösste Jadevorkommen der Welt. Doch vom grünen Gold profitiert nur eine kleine Gruppe, die den Schmuckstein nach China verkauft - und eine zerstörte Umwelt hinterlässt.
Die Stadt Hpakant im Bundesstaat Kachin hoch im Norden Burmas lag einst mitten im Dschungel. Die Flüsse waren sauber, der Urwald grün und undurchdringlich, und die Bewohner konnten vom Abbau und Handel mit Jade gut leben. Doch diese Zeiten sind vorbei.
Der Ort beherbergt die grössten Jadevorkommen weltweit – früher ein Segen, heute ein Fluch. Der Abbau des grünen Rohstoffs hat sich zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Die Organisation Global Witness schätzt den Umsatz in ihrem Bericht zu “Burmas grösstem Staatsgeheimnis” mit dem Schmuckstein allein im Jahr 2014 auf 31 Milliarden Dollar. Für das Land aber fällt kaum etwas ab – Untersuchungen zufolge profitiert vor allem eine kleine Gruppe um den früheren Diktator des Landes.
Der ehemalige Staatschef Than Shwe, der 2011 zurückgetreten ist, kontrolliert dem Global-Witness-Bericht zufolge den gesamten Jadehandel – zusammen mit Familienmitgliedern, früheren Generälen, einem jetzigen Minister und einem Drogenboss. Auch die burmesische Armee ist mit zwei Firmen vertreten und gilt als Profiteurin des lukrativen Geschäfts.
Der burmesische Staat dagegen muss nicht nur auf die Einnahmen verzichten, sondern zahlt mit einer zerstörten Umwelt. In dem Abbaugebiet rund um Hpakant werden ganze Berge manchmal innerhalb weniger Tage abgetragen. Die massive Abholzung führt zu Bodenerosion, Erdrutsche haben schon Hunderte Minenarbeiter getötet.
Ein Grund dafür ist die Aufhebung der Sanktionen gegen das Land im Jahr 2012. Seitdem können Unternehmen schwere Maschinen von Caterpillar, Volvo und Liebherr importieren – mit den schweren Baggern haben sie den Jadeabbau beschleunigt. Juman Kubba von Global Witness fordert die Hersteller auf, Verantwortung zu übernehmen. “Natürlich will kein Unternehmen, dass mit seinen Maschinen Schaden angerichtet wird. Sie sollten deshalb ihre burmesischen Kunden und Vertriebspartner darauf überprüfen, welche Verbindungen sie in höhere Kreise haben.”