Nachdem die indonesische Gewerkschaft SBNIP im Jahr 2008 eine OECD-Klage beim Schweizerischen Kontaktpunkt eingereicht hatte, dauerte der Arbeitskonflikt in der Nestcafé-Fabrik in Panjang noch weitere vier Jahre. Nach grossem Widerstand gegen das gewerkschaftsfeindliche Verhalten und nach Vernetzung der Proteste in der weltweiten "Stopp Nespressure"-Kampagne lenkte Nestlé ein und der Konflikt konnte 2012 beigelegt werden.
Am 7. Oktober 2010 versammelten sich mehr als 200 Beschäftigte und ihre Familien – Mützen ihrer schweizerischen Schwestergewerkschaft UNIA auf dem Kopf – vor der Nescafé-Fabrik in Panjang, Indonesien, um die soziale Unternehmensverantwortungslosigkeit des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns anzuprangern. Es handelt sich um die 44. Demonstration, die die Gewerkschaft SBNIP während des bereits damals mehr als drei Jahre andauernden Kampfes organisiert hatte. Die Proteste fanden im Rahmen der globalen Nespressionen-Kampagne statt.
Die Gewerkschaft hatte bereits am 10. November 2008 eine Klage beim Schweizerischen Kontaktpunkt eingereicht. Grund dafür war die krasse Verletzung der IAO-Übereinkommen 87 und 98 über Kollektivverhandlungen und Vereinigungsfreiheit durch die Nestlé Indonesia-Betriebsleitung, indem sie eine Pseudogewerkschaft gebildet hatte und Druck auf die Beschäftigten ausübte, der Pseudogewerkschaft beizutreten, während sie denjenigen drohte, die der echten Gewerkschaft SBNIP beitreten wollten.
Die anhaltenden Proteste führten dazu, dass es im Frühjahr 2011 zur Anerkennung der Gewerkschaft SBNIP durch Nestlé kam. Die Vereinbarung wurde am 28. März von der internationalen Branchengewerkschaft IUF und der Nestlé-Konzernleitung paraphiert und am 31. März von der Gewerkschaft und der lokalen Nestlé-Betriebsleitung unterzeichnet. Damit war die Grundlage für die Aushandlung der Kollektivvereinbarung für die Beschäftigten in Panjang durch die SBNIP, einschliesslich der Lohnverhandlungen, geschaffen. Diese hatte die Nestlé-Betriebsleitung jahrelang immer wieder abgelehnt.
Im Oktober 2011 kam es zur Entlassung von 53 Beschäftigten. Der darauffolgende Arbeitskonflikt konnte Ende Mai 2012 beigelegt werden, als Nestlé Indonesien diesen 53 ehemaligen Beschäftigten die Möglichkeit bot, zu den gleichen Bedingungen wieder eingestellt zu werden, ohne nachteilige Folgen für die betreffenden Arbeitnehmer*innen. Die SBNIP hat die Kollektivvereinbarung mit Nestlé Indonesien unterzeichnet und beide örtlichen Parteien haben sich verpflichtet, sich zu bemühen, künftige Herausforderungen auf respektvolle und konstruktive Weise zu bewältigen.