Fabrikblockierung bei Holcim​-​Indien ausgesetzt – Kampf der Gewerkschaft geht weiter

Am vergangenen Freitagmorgen blockierten Familienangehörige von Leiharbeitern die drei Zufahrten zum Fabrikneubau bei ACC-Holcim in Jamul. Der schnell anwachsende Protest zwang ACC-Holcim schriftlich in tripartite Gespräche einzuwilligen.

Bei bitterer Kälte um 6 Uhr früh, besetzten am vergangenen Freitag Frauen und Kinder von Leiharbeitern des zum Holcim-Konzern gehörenden Werks in Jamul, Chhattisgarh (Indien) die Zugänge zum Bauplatz für ein neues Werk. Mit ihrer Protestaktion fordern sie vom Holcimkonzern endlich ernsthafte Schritte zur Lösung des jahrzehntealten Konflikts mit den Leiharbeitern.

2011 hatte das Oberste Gericht in Chhatisgarh in zweiter Instanz festgestellt, dass die Leihverträge im Holcim-Werk Scheinverträge sind und dem Arbeitsrecht widersprechen. Das Gericht forderte Holcim auf, die Leiharbeiter, die teilweise seit mehr als zwanzig Jahren bei ACC arbeiten, fest anzustellen. Holcim-Indien ging in Revision und schob damit eine Lösung für die Leiharbeiter und ihre Familien, die gezwungen sind unter prekären Verhältnissen zu arbeiten und zu leben, auf die lange Bank. Auch eine Klage wegen Verletzung der OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen beim Staatssekretariat für Wirtschaft in Bern SECO hat offenbar zu keinen Ergebnissen geführt.

Aus diesem Grund entschlossen sich die Familienangehörigen zusammen mit der Gewerkschaft der LeiharbeiterInnen PCSS (Pragtisheel Cement Shramik Sangh) zur Protestaktion gegen das im Bau befindliche neue Werk von ACC-Holcim. Dieses weckt ausserdem Befürchtungen, dass es dazu dienen könnte, hunderte von Arbeitsplätzen wegzurationalisieren.

Kaum hatte die Blockadeaktion begonnen, solidarisierte sich ein grosser Teil der Bauarbeiter mit den protestierenden Frauen und Kindern, denn auch sie beklagen Lohnrückstände, ausstehende Zahlungen von Pensionskassengeldern und schlechte Arbeitsbedingungen. Bis am Nachmittag wuchs die Zahl der Protestierenden weiter an, als hunderte von Arbeitern der alten ACC-Holcim Fabrik dazu gestossen sind.

Die grosse Zahl der Protestierenden sorgte für Nervosität bei Polizei und Betriebsführung, die sich bemühten, eine friedliche Lösung des Konflikts zu finden. Diese wurde – mindestens auf Zusehen hin gefunden – als das Holcim-Management einwilligte, an einem Treffen zwischen den Distriktbehörden und der Gewerkschaft teilzunehmen und die Informationen in Bezug auf die neue Fabrik offen zu legen. Dieses Gespräch mit der Gewerkschaft konnte ein erster Schritt zur Lösung sein, falls Holcim bereit ist, auf die grundlegenden Forderungen der Gewerkschaft einzutreten:

  • Festanstellung aller Leiharbeiter der alten Fabrik in der neuen Fabrik
  • Wiedereinstellung von 41 entlassenen Arbeitern
  • Bezahlung der ausstehenden Löhne und Sozialleistungen an die Bauarbeiter der neuen Fabrik - Einhaltung der versprochenen Verpflichtungen gegenüber den Bauernfamilien, die durch die Tätigkeit von ACC-Holcim Schaden erlitten haben

Bis zum Ende der tripartiten Gespräche ist die Blockierungsaktion ausgesetzt worden. Der Kampf für die Rechte der Leiharbeiter und ihrer Familien sowie der Bauerngemeinden ist damit aber nicht zu Ende, schreibt die PCSS.

Medienmitteilung von Solifonds, 11.1.2015