Die Erfolge der Pharmalobby in den USA sind zahlreich. So wurden gleich mehrere Vorstösse abgeblockt, die den Patentschutz von Medikamenten gelockert hätten. Auch ausserhalb des Parlaments gelang der Branche ein Sieg. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump wollte für mehr Transparenz bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln sorgen. Konkret wollte die Regierung die Pharmakonzerne zwingen, die Preise von Medikamenten in TV-Spots zu nennen. Drei US-Firmen zogen vor Gericht und setzten sich vorerst durch.

Die Lobbyisten der Pharmaindustrie sagen, sie würden lediglich das Schlimmste verhindern. Die Branche stimme Vorhaben zu, um andere, noch schlimmere Vorstösse zu verhindern, wird ein Industrievertreter im Bericht des Branchenportals «Stat» zitiert. «Früher hätten wir solchen Dinge nicht in einer Million Jahren zugestimmt.»

Tatsächlich hat der Druck auf die Branche in den vergangenen Jahren zugenommen. Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft sprachen sich sowohl Trump als auch seine Gegnerin Hillary Clinton vehement für tiefere Medikamentenpreise aus. In dieser Heftigkeit war das zuvor in den USA nicht zu beobachten. Dennoch scheint es, als habe die Branche das Schlimmste vorerst verhindern können. Obwohl von allen Seiten angegriffen, gewinne die Pharmaindustrie weiterhin, so die Schlussfolgerung von «Stat».

Doch wie bereits die beiden Schweizer Grossbanken schmerzvoll lernen mussten, kann es für Unternehmen in den USA sehr teurer werden. So hat Novartis soeben 700 Millionen Dollar für einen Rechtsfall zurückstellen müssen. In der Endabrechnung könnten über eine Milliarde Dollar fällig werden, wie die Basler in ihrem gestern veröffentlichten Halbjahresbericht schreiben.

Der Fall nahm seine Anfänge vor sechs Jahren. Damals verklagte die New Yorker Staatsanwaltschaft das Basler Unternehmen. Novartis soll Ärzte bestochen haben, um verschiedene Medikamente gegen Bluthochdruck und Diabetes zu verschreiben. Vertreter des Konzerns hätten den Absatz der Präparate mit gediegenen Abendessen angeschoben.

Weitere Rechtsfälle stehen an

Noch laufen die Verhandlungen über einen Vergleich, wie Konzernchef Vas Narasimhan an einer Telefonkonferenz mit Journalisten sagte. Daneben ist Novartis mit weiteren Fällen konfrontiert, die teils teurer werden könnten. So klagen 44 US-Bundesstaaten gegen die Novartis-Tochter Sandoz und 19 weitere Generikahersteller. Die Staatsanwälte werfen den Firmen vor, bei über 100 Generika die Preise manipuliert zu haben, um den Markt in den USA untereinander aufzuteilen und so höhere Umsätze zu erzielen.

Varasimhan spricht zwar von Altlasten, da die Verfehlungen noch vor seiner Zeit als Konzernchef vorgefallen sind. Doch bezahlt werden die Bussen und Vergleiche im Hier und Jetzt.