Dreht Nestlé Vittel den Hahn zu?

Wasser ist bei dieser Hitze ein begehrtes Gut. Der Blick (14.8.2018) berichtet, dass deshalb im französischen Vittel ein Streit zwischen den Dorfbewohner*innen und Nestlé entbrannt ist.

Vittel ist nicht nur ein beschauliches Dörfchen in den Vogesen im Osten Frankreichs. Vittel ist auch eine weltbekannte Wassermarke, beliebt rund um den Globus. Die Marke ist seit 1992 im Besitz des Schweizer Nahrungsmittelmultis Nestlé.

Der Schatz von Vittel lagert in 300 Metern Tiefe, eine lokale Grundwasserquelle. Das Problem: Deren Wasserspiegel sinkt jährlich um 30 Zentimeter. Dutzende Lastwagen verlassen täglich das Betriebsgelände von Nestlé Waters, eine Million Plastik- und Glasflaschen werden pro Tag aus Vittel in die ganze Welt exportiert. Aber auch eine Käse-Fabrik und die Gemeinde selbst beziehen ihr Wasser aus der Quelle.

Quelle droht zu versiegen

Mit dieser intensiven Nutzung kann die Natur nicht mithalten, Regenwasser braucht ungefähr sieben Jahre, um von der Erdoberfläche bis zur Quelle zu sickern. Die Folge: Die Quelle des Wohlstands von Vittel droht zu versiegen.

Die beste Lösung wäre, die Nutzung der Quelle für alle einzuschränken. Doch davon will der Schweizer Nahrungsmittelmulti nichts wissen, wie die «Nordwestschweiz» schreibt. Nestlé Waters will weiter aus dem Vollen schöpfen. Die Einwohner aber, die sollen durch eine Rohrleitung mit Wasser aus einem 15 Kilometer entfernten Nachbardorf versorgt werden.

Erstaunlicherweise hat das lokale Wasserkomitee genau diesen Plan kürzlich abgesegnet. Seither brodelt es in der Gemeinde: Auf Strohballen ist zu lesen: «Wasser hat Priorität für die Anwohner.» Ein Landwirt meint mit Blick auf seine Felder: «Wenn uns das Grundwasser ausgeht, wäre das der Beginn der Wüste hier.»

Im Juli opponierten 200 Anwohner, Landwirte und Grüne mit einer Demo. «Nestlé plündert und trocknet uns aus», lautete ein Transparent, ein anderes: «Wasser ist Gemeingut – Nestlé muss es uns lassen.»

Wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler 

Von Nestlé Waters ist in Vittel niemand für eine Stellungnahme abkömmlich. Auf schriftliche Anfrage, warum die Vittel-Einwohner in Zukunft mit Trinkwasser aus der Ferne abgespeist werden sollten, antwortet die Direktion nur indirekt. Sie verweist in einer schriftlichen Antwort auf die Vorleistungen, die Nestlé für den Ort Vittel erbracht habe.

So habe sie die Schöpfmenge bereits von sich aus um 25 Prozent gesenkt, zum Teil, indem sie die früheren Wasserlecks eingedämmt habe. Nestlé Waters übernehme zudem die Kosten für die neue Wasser-Pipeline für die Versorgung der Gemeinde Vittel.

Nestlé ist ein wichtiger Arbeitgeber in Vittel, bezahlt die neue Wasserleitung und finanziert mit der Mineralwassersteuer über einen Viertel des Gemeindebudgets. Dass die lokale Wasserkommission insgeheim von Nestlé dirigiert werde, wie manche behaupten, verneint Franck Perry, der Bürgermeister von Vittel: «Auf uns wird kein Druck ausgeübt.»

Ob die Einwohner von Vittel bald Wasser aus einer anderen Gemeinde trinken müssen, entscheidet sich definitiv im Herbst. Immerhin: Auch für das fremde Wasser müssen die Dorfbewohner nichts bezahlen, die Wasserversorgung bleibt gratis. Viele Einwohner glauben, der Entscheid sei längst gefallen, zugunsten von Nestlé. Denn wer wird schon einem so prominenten und guten Steuerzahler den Wasserhahn zudrehen?

Artikel Blick (14.8.2018)

 

Artikel Nordwestscheiz

Laut der Nordwestschweiz (14.8.2018) hat die CLE den Bau der Pipeline im Juli 2018 definitiv abgesegnet. Die Einwohner*innen sollen durch eine Rohrleitung mit Wasser aus einem 15 Kilometer entfernten Nachbardorf versorgt werden.

Demonstration gegen Nestlé

Seit dem Grünen Licht für die Pipeline gehen die Wogen in der Bevölkerung hoch: Auf Strohballen ist folgender Spruch gesprayt: «Wasser ist Priorität für die Anwohner.» Ein Landwirt befürchtet den „Beginn der Wüste“, wenn das Grundwasser ausgeht. Im Juli 2018 demonstieren 200 Anwohner*innen, Landwirt*innen und Grüne gegen Nestlé. Auf den Transparenten steht «Nestlé plündert und trocknet uns aus» oder «Wasser ist Gemeingut – Nestlé muss es uns lassen.»

Artikel Nordwestschweiz (14.8.2018)

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