Biovision widerspricht Sygenta​-​Chef: «Das sind Fake News»

Syngenta-Chef Erik Fyrwald fordert einen Bio-Stopp. Denn Bio-Landwirte seien für den Hunger in Afrika verantwortlich. Im Gegenteil, sagt nun Stefanie Pondini von der Stiftung Biovision. Diese ist bei der Hungerbekämpfung in Afrika engagiert.

Artikel von Blick (11.5.2022)

Syngenta-Chef Erik Fyrwald (62) hat am Wochenende einen Angriff auf den Bioanbau lanciert: Dieser sei schuld am zunehmenden Hunger in der Welt. Etwa, weil die Erträge niedriger sind als in der konventionellen Landwirtschaft. Biolandwirte und Experten widersprechen vehement.

Doch was würde den 193 Millionen Menschen, die weltweit unter Hunger leiden, wirklich helfen? Blick fragt Stefanie Pondini (39), Mitglied der Geschäftsleitung der Stiftung Biovision. Diese ist seit Jahrzehnten in Afrika tätig, um mit nachhaltig-ökologischen Methoden den Hunger dort zu bekämpfen. Deren Gründer, der Walliser Hans Rudolf Herren (74), ist einer der angesehensten Agrarwissenschaftler. 2013 wurden Herren und Biovision mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Frau Pondini, Syngenta-Chef Erik Fyrwald behauptet, der zunehmende Bioanbau führe dazu, dass Menschen in Afrika hungern. Biovision setzt sich seit Jahrzehnten für die Bekämpfung des Hungers in Afrika ein. Hat Herr Frywald recht?
Stefanie Pondini:
Nein, das ist schlichtweg falsch und gehört für mich in die Kategorie Fake News. Die nachhaltig-ökologische Landwirtschaft ist im Gegenteil ein Erfolgsmodell. Das ist global so und in Afrika ganz besonders. Der Biolandbau führt dazu, dass mehr Menschen Zugang zu gesunder Nahrung haben, schafft Arbeitsplätze und höhere Einkommen. Das können wir von Biovision mit unseren Projekten in Afrika beweisen. Die Gründe, dass Menschen in Afrika hungern, sind andere. Es wird weltweit genug Nahrung produziert, aber die Verteilung ist ungerecht. Ausserdem landen 30 Prozent der Nahrungsmittel im Abfall. Das alles hat nichts mit dem Biolandbau zu tun.

Die Erträge des Biolandbaus sind aber geringer als jene des konventionellen.
Das ist sehr unterschiedlich, von Kultur zu Kultur. Studien zeigen, dass biologische Produktion auch zu höheren Erträgen führen kann als industrielle Monokulturen. Die Umstellung braucht natürlich Zeit, auch die Böden müssen sich regenerieren. Kurzfristig gibt es Ertragseinbussen, aber langfristig sind die Erträge gleich hoch oder sogar höher.

Allein in Afrika hungern 60 Millionen Menschen. Was würde den Hunger im globalen Süden wirklich bekämpfen?
Mit der industriellen Landwirtschaft stecken wir in der Sackgasse. Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie fatal die Abhängigkeit von importiertem Getreide und Düngemitteln ist. Das heisst: Man muss wegkommen von diesen Importen und wieder mehr lokal produzieren, angepasst auf die Gegebenheiten vor Ort. Biolandbau ist da Teil der Lösung. Zudem müssen die Bäuerinnen und Bauern im Zentrum stehen, Produzenten und Konsumenten müssen enger verbunden werden – ohne alle die Mittler, die Profite abschöpfen.

Wenn das so ist und durch Studien belegt werden kann – warum behauptet Erik Fyrwald das Gegenteil?
Das kann sich jeder selbst zusammenreimen: Syngenta macht Profit, indem es Düngemittel verkauft und Bäuerinnen und Bauern abhängig von seinem Saatgut macht. Die industrielle Landwirtschaft fördert das: Man braucht Insektizide und Düngemittel, damit das ganze System funktioniert. Es ist fatal, wenn Syngenta sich jetzt auf den Biolandbau stürzt, nur um den eigenen Profit zu sichern.

Artikel Blick (11.5.2022)

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