Bericht über Gefährlichkeit von nach Westafrika exportierten Treibstoffen

Am 9. Juli 2018 veröffentlichte das niederländische Umweltinspektorat (ILT) einen Bericht für das Parlament über die Zusammensetzung und Gefährlichkeit von Treibstoffen, die von Amsterdam und Rotterdam nach Westafrika exportiert werden. Die Untersuchungsbehörde betont die entscheidende Rolle von Rohstoffhandelsfirmen, die aus den laschen westafrikanischen Treibstoffstandards maximale Profite schlagen. Public Eye (10.7.2018) schreibt in ihrer Medienmitteilung, dass weder die im Bericht genannten Schweizer Konzerne Vitol, Gunvor und Litasco noch die Schweizer Politik ihre Verantwortung für diesen Skandal wahrnehmen, der die Gesundheit von Millionen von Menschen schädigt.

[caption id="attachment_4091" align="alignnone" width="980"] Trafigura und Puma Energy offices in Genf, Juli 2016 | © Carl De Keyzer – Magnum[/caption]

 

Im September 2016 enthüllte die „Dirty Diesel“-Recherche von Public Eye das Geschäftsmodell mit minderwertigen und gesundheitsschädlichen Treibstoffen für Afrika. Die niederländische Regierung musste dem Repräsentantenhaus daraufhin einen Untersuchungsbericht versprechen. Darin bestätigen die Umweltinspektoren nun die von Public Eye aufgedeckte Rolle von Schweizer Rohstoffhandelsfirmen: Vitol, Gunvor und Litasco sowie andere Unternehmen verwenden beim Mischen von Treibstoffen auch bewusst und systematisch toxische Komponenten („blendstocks“).

Seit Anfang 2017 untersuchte ILT die Ladung von 44 Tankern mit Destination Westafrika. Gefunden wurde Diesel mit 300 Mal mehr Schwefel und doppelt so viel krebserregenden Kohlenwasserstoffen, als in Europa erlaubt sind. Benzin enthielt neben schwefelreichen Komponenten ebenfalls krebserregende Substanzen sowie Mangan in einer bis zu 30 Mal über dem europäischen Grenzwert liegenden Konzentration. Der Bericht kommt zum Schluss, dass die beteiligten Firmen sowohl die europäische Regulierung chemischer Stoffe (REACH) wie die niederländischen Bestimmungen ignorierten oder gar nicht kannten. Die Umweltinspektoren untersuchten zudem Schiffstreibstoffe und fanden bei zwei Rohstoffhandelsfirmen Produkte, die sie als illegalen Abfall kategorisieren.

Diese Ergebnisse sind mehr als beunruhigend und zeigen, dass westafrikanische Länder wie Nigeria, wo die Umsetzung strikterer Benzin-Standards seit Monaten blockiert ist, diese dringend erlassen müssen, um ihre Bevölkerung vor solch toxischen Cocktails zu schützen. Der Direktor des UNO-Umweltprogramms, Erik Solheim, appelliert in seiner Reaktion auf den Bericht aber auch an die aus dieser politischen Unentschlossenheit Kapital schlagenden Unternehmen: „Minderwertige Produkte sollten nicht verkauft werden, auch wenn sie den nationalen Standards entsprechen.“

Mit dieser Untersuchung haben die Niederlande als Standort für Herstellung und Export der gefährlichen Treibstoffe ihre Verantwortung wahrgenommen. Gegenwertig läuft noch eine weitere Untersuchung zur Frage, ob „Dirty Diesel“-Firmen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen verletzen. In der Schweiz hingegen, wo die beteiligten Rohstoffhandelsfirmen ihren Sitz haben, gab es bislang keinerlei politische Stellungnahme zu diesem Skandal, geschweige denn eine Untersuchung. Diese Untätigkeit der Behörden bei einer eklatanten Verletzung des Rechts auf Gesundheit von Menschen in afrikanischen Städten zeigt auch, warum es die Konzernverantwortungsinitiative braucht.

Public Eye (10.7.2018)

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