Der Artikel der Netzfrauen (20.1.2019) wurde unter dem Titel "Ausgerechnet Nestlé Pakistan wird wegen `Nachhaltigkeit` ausgezeichnet – Nestlé `klaut` in Pakistan das Wasser und steht sogar vor Gericht!" veröffentlicht.
Netzfrauen (20.1.2019):
Ausgerechnet Nestlé Pakistan gewinnt den Global Compact Business Sustainability Award. Daran sieht man doch, dass die UNO den Bock zum Gärtner macht. Saudi Arabien wurde in die UN-Kommission für Frauenrechte gewählt und der UN-Menschenrechtsrat wählt ausgerechnet den Vertreter Senegals zum Vorsitzenden . Ausgerechnet Nestlé Pakistan gewinnt den Preis für „Innovative Lösungen für nachhaltiges Wasser“, denn in Pakistan herrscht Wasserknappheit. Hier pumpt Nestlé Wasser aus insgesamt neun Brunnen an drei Standorten. Monatlich sieben Milliarden Liter Grundwasser werden entnommen, um es als Mineralwasser zu verkaufen. In einer kleinen pakistanischen Gemeinde sollen Kinder durch schmutziges Wasser krank geworden sein, weil Nestlé einen tiefen Brunnen gegraben hat, der den Einheimischen ihr Trinkwasser nimmt. Außerdem steht Nestlé in Pakistan vor Gericht, denn es werden Flaschen mit abgefüllten Wasser verkauft, das „kostenlos“ aus dem Boden gewonnen wurde. Das Oberste Gericht droht sogar mit Schließung der Anlagen. Schon lange steht der Konzern Nestlé in Pakistan in der Kritik, denn spätestens seit „Bottled Life“ wissen wir, dass Nestlé in Pakistan nicht nur die Wassernutzungsrechte erwarb, sondern die Fabriken bewachen und einzäunen lässt. Es wird viel Wasser abgezapft und für viel Geld in Plastikflaschen wieder verkauft, während die Bevölkerung keinen Zugang mehr zu diesem Wasser hat. Und ausgerechnet Nestle Pakistan bekommt jetzt einen Preis.
Nestlé Pakistan steht vor Gericht und der Oberste Richter will sogar eine Bewegung gegen die Verwendung von Mineralwasser starten
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist in den französischen Vogesen mit einem «Watergate» konfrontiert und zwar wegen des sinkenden Grundwasserspiegels im französischen Kurort Vittel. Bereits im März 2018 berichteten wir Netzfrauen:
Vittel – das ist in Frankreich das Wort für Mineralwasser schlechthin, so Nestlé auf seiner Webseite. In einer am 22. März 2018 veröffentlichten Erklärung teilte der Verband France Nature Environment (FNE) mit: „Der internationale Riese Nestlé Waters hat die lokalen Ressourcen genutzt, um das Wasser nach Deutschland in Flaschen zu exportieren und zu vermarkten. Auch auf die Gefahr hin, den Grundwasserspiegel zu senken und die lokale Bevölkerung zu schädigen.“
Doch nicht nur in Vettel sinkt der Grundwasserspiegel, sondern auch in Pakistan
Nestlé Pakistan errichtete drei Aufbereitungsanlagen für Wasser aus insgesamt neun Brunnen an drei Standorten: Islamabad, Port Qasim und Sheikhupura.
Während die Hauptsorge von über der Hälfte der Pakistaner die Wasserknappheit ist, wurden in den letzten fünf Jahren 4,43 Milliarden Liter Wasser aus den Brunnen genommen, aber praktisch nichts wurde dafür gezahlt.
Das Geschäft mit Flaschenwasser in Pakistan wird von drei internationalen Unternehmen – Nestlé Pakistan Ltd, Pepsi Co Inc. und Coca Cola Beverages Pakistan Ltd – dominiert, wobei Nestlé den größten Anteil hat. Es gibt eine Reihe anderer großer und kleiner Unternehmen, die auch Wasser in Flaschen abfüllen, aber keiner füllt so viel ab wie Nestlé Pakistan. Dazu auch unser Beitrag: Mineralwasser – Nestlé, Danone, Coca-Cola und Pepsi beherrschen Weltmarkt.
In unserem Beitrag, „Warum Nestle einer der meistgehassten Konzerne der Welt ist! – Why Nestle is one of the most hated companies in the world!“ haben wir auch über Pakistan berichtet.
„Das Wasser ist nicht nur sehr schmutzig, sondern der Wasserstand sank von 100 auf 300 bis 400 Meter“, sagte Dilwan, er war der ehemalige Dorfvorsteher in einer kleinen pakistanischen Gemeinde. Er sagte, dass die Kinder durch schmutziges Wasser krank werden liegt an den Flaschenbefüller Nestlé, der einen tiefen Brunnen gegraben hat, der den Einheimischen ihr Trinkwasser nimmt. In der Tat kann die unhaltbare Nutzung des Grundwassers zu einem deutlichen Rückgang des Wasserspiegels führen und sogar den Grundwasserspiegel ausschöpfen. Das ist richtig, unterirdisches Wasser ist nicht die unerschöpfliche Quelle, wie viele Menschen glauben.
Nestlé in Pakistan vor Gericht
Ein Prüfungsbericht hat gezeigt, dass Mineralwasserkonzerne wie Nestlé für die Zeit zwischen 2013 und 2017 4,43 Milliarden Liter Wasser abgepumpt haben. Auch zeigte der Bericht auf, dass dafür nicht ein Cent bezahlt wurde.
Der Bericht zeigt auch, dass 1,9 Milliarden der insgesamt 4,4 Milliarden Liter Wasser verschwendet wurden, was einen Verlust von 43 Prozent bedeutet. Denn nur 2,5 Milliarden Liter wurden als Wasser in Flaschen verkauft, umweltfreundlich ist das nun wirklich nicht, gerade wo Pakistan eh Probleme mit dem Wasser hat.
Während das Management von Nestlé Pakistan sagte, dass 15 Prozent Wasser während des Reverse Osmosis (RO) -Prozesses bei der Wasseraufbereitung verschwendet wurden, konnte der Konzern den Rest von 28 Prozent Wasserverschwendung nicht rechtfertigen.
In Pakistan braucht es im Durchschnitt mindestens 1,7 Liter Wasser, um einen Liter Wasser in Flaschen zu produzieren.
In dem Bericht wurde hervorgehoben, dass Pakistan eines der am stärksten von Wasserknappheit betroffenen Länder der Welt ist, und die Wasserressourcen neigen sich rapide dem Ende zu.
Im Islamabad, der Hauptstadt von Pakistan, wurde im Oktober 2018 ein forensischer Auditbericht über das Geschäft mit Wasserflaschen von Nestlé Pakistan Ltd, dem Obersten Gericht vorgelegt. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Margen für das Wasser in Flaschen „sehr hoch“ und „ungerechtfertigt“ seien.
Der Oberste Richter Pakistans sagte:“ Der Diebstahl von Ressourcen müsste geschützt werden und jede Maßnahme „mit guter Absicht“ erfolgen.“
Mian Saqib Nisar ist der derzeitige Oberste Richter Pakistans und seit dem 31. Dezember 2016 im Amt. Er kritisiert, dass die Wasserversorgungsunternehmen in Flaschen abgefülltes Wasser verkauften, nachdem sie es aus dem Boden gewonnen hatten, und forderte die Eigentümer aller Mineralwasserunternehmen auf, persönlich im November 2018 vor dem Gericht zu erscheinen, denn der Fall wurde wieder aufgenommen.
Im Dezember 2018 war es dann soweit, der Oberste Gerichtshof hat die Mineralwasserunternehmen darauf hingewiesen, dass die Kosten für die Nutzung des Grundwassers nicht an die Verbraucher weitergegeben werden dürfen.
Das Oberste Gericht in Pakistan war Anfang Dezember 2018 darüber informiert worden, dass Konzerne monatlich sieben Milliarden Liter Grundwasser entnahmen, um es als Mineralwasser für den öffentlichen Gebrauch zu verkaufen.
Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Pakistaner, die es sich leisten können, verwenden inzwischen Wasser aus Flaschen, weil sie befürchten, dass unsicheres Trinkwasser in das Wassersystem gelangt. Im Bericht des Pakistan Council of Research for Water Resources (PCRWR) vom Juni 2018 wurden 45 Prozent der Todesfälle bei Kleinkindern in Pakistan auf Durchfall und rund 60 Prozent auf infektiöse, durch Wasser übertragene Krankheiten zurückgeführt.
„Ich habe daran gedacht, eine Bewegung gegen die Verwendung von Mineralwasser zu starten“, sagte der oberste Richter. Foto: Netzfrauen
Betrachten wir den Fall der 20-jährigen Aasia Kamran, einer jungen Mutter, die als Haushaltshilfe arbeitet. Kamran, die in der Kolonie Shirin Jinnah in der Nähe von Karachis Clifton-Gebiet lebt, hat ihrem zweijährigen Sohn nie Wasser aus dem 19-Liter-blauen Plastikfass gegeben.
Diese Geschichte erinnert an den Whistleblower, der Nestle entlarvte, und zwar in Pakisten. Syed Amir Raza Hussain war es in Pakistan gelungen, das System von Bestechungen des Gesundheitspersonals und von Ärzten minutiös nachzuzeichnen. Er fand heraus, dass die Babynahrung seines neuen Unternehmens Nestlé Hunderte von Kindern getötet hat.
Die meisten Menschen, auf die der Konzern Nestlé abzielte, – vor allem in Afrika – hatten keinen Zugang zu sauberem Wasser (viele haben dies bis heute nicht), sodass das Wasser abgekocht werden musste. Auf Grund der niedrigen Alphabetisierungsrate war dies vielen Müttern jedoch nicht bewusst. Daher mischten sie die Säuglingsnahrung mit verschmutztem Wasser und gefährdeten ihre Babys. Nestlé scheint dies wissentlich ignoriert zu haben und ermutigte Mütter, die Säuglingsnahrung anzuwenden, selbst wenn ihnen die Risiken bewusst waren. Siehe auch: Ein Film über den Whistleblower, der Nestlè entlarvte – Movie about the Nestlé Baby Food Scandal
Was jetzt kommt, ist schon mehr als dreist!
Nestlé antwortete damals, dass sich die Kritiker darauf konzentrieren sollten, die unsichere Wasserversorgung zu verbessern, was zu den gesundheitlichen Problemen der Flaschenfütterung beitrug. Später nutzten sie diesen Ansatz auch, um das abgefüllte Wasser zu fördern. Wie The Guardian sagt : „seine riesige Marketing-Budgets beeinflussen eindeutig das Verhalten der Menschen, auch wenn eine direkte Kausalität nicht nachgewiesen werden kann.“
Trinkwasser ist lebenswichtig. Doch die weltweiten Vorräte sind ungleich verteilt. Die Bereitstellung von Trinkwasser hat sich der Schweizer Konzern Nestlé zur Hauptaufgabe gemacht und kauft schon mal vorsichtshalber alles auf, was nur irgendwie nach einer Wasserquelle aussieht, denn Water Makes Money. Siehe: Die Wahrheit über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser – Wie kann Nestlè Wasser in einer Wüste abfüllen?
Das Wasser, das Kamran kauft, stammt aus dem Grundwasser und kostet das Unternehmen fast nichts
„Ich benutze nur die 1,5-Liter-Markenflasche“, sagt sie, „weil der Arzt mir gesagt hat, dass ich ihm niemals eine andere geben soll, oder er wird sehr krank werden!“.
„Eine Flasche kostet mich jeweils 60 Rupien ( ca. 0,38 Euro) und reicht etwa eine Woche für meinen Sohn“, fügt Kamran hinzu. „Ein Fass kostet uns 70 Rupien und reicht für mich und meinen Mann etwa zwei Wochen.“
Unternehmen dürfen Grundwasser nicht in Flaschen an die Verbraucher weitergeben, warnt das Oberste Gericht
Der Oberste Gerichtshof hat die Mineralwasserunternehmen am 06.Dezember 2018 darauf hingewiesen, dass die Kosten für die Nutzung des Grundwassers nicht an die Verbraucher weitergegeben werden dürfen.
Eine dreiköpfige Jury unter der Leitung von Chief Justice Mian Saqib Nisar warnte bezüglich des Verkaufs von abgefülltem Wasser aus der Gewinnung von Grundwasser.
Oberster Richter Nisar hatte angewiesen, den Preis für das Grundwasser zu zahlen und die Qualität ihrer Produkte innerhalb einer Woche zu verbessern. Die Wasserkonzerne wurden gewarnt, die Firmen würden ansonsten geschlossen.
Der Oberste Richter warnte, dass der Preis für die Nutzung des Grundwassers vom Gericht festgesetzt worden sei und von den Unternehmen bezahlt werden muss. „Die Kosten der Unternehmen für die Grundwassernutzung dürfen nicht auf die Verbraucher übertragen werden“, erklärte der Oberste Richter Nisar.
„Ich habe daran gedacht, eine Bewegung gegen die Verwendung von Mineralwasser zu starten“, sagte der oberste Richter in seiner Rede.
Am 17. Januar 2019 ist der oberste Richter Pakistans (CJP), Mian Saqib Nisar, von seinem Posten als oberster Richter zurückgetreten. Ob es daran liegt, dass er sich mit den mächtigen Konzernen der Welt angelegt hat?
Denn am 09. Januar 2019 wurde bekannt, dass ausgerechnet Nestlé Pakistan zum dritten Mal in Folge den ersten Preis für „Living the Global Compact“ im Rahmen der Preisverleihung „Business Sustainability Award 2018“ gewann. Die dreifache Auszeichnung dieser prestigeträchtigen Auszeichnung bedeutet, dass sich Nestle Pakistan stets bemüht hat, die Lebensqualität zu fördern und zu verbessern und gleichzeitig zu einer gesünderen Zukunft beitrage. Bedeutet: die Geschäfte werden so abwickelt, dass die „Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)“ und die 10 Prinzipien des United Nations Global Compact (UNGC) eingehalten werden. Unglaublich, oder?
Nestlé kennt sich mit Wasserquellen aus, allerdings nicht mit Quellen, woher die Informationen stammen, wie man zu verschiedenen Stellungnahmen zu den Berichten von uns Netzfrauen lesen kann. Obwohl wir immer die Quellen angegeben, woher wir die Informationen beziehen. In diesem Fall sind alle Informationen u. a. auf dawn.com nachzulesen.
Netzfrau Doro Schreier
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