Am internationalen Tag des Wassers fordern wir: Nestlé raus aus der Entwicklungshilfe!

Heute ist internationaler Tag des Wassers. Aufgrund der momentanen Lage bezüglich COVID-19 haben wir die geplanten Veranstaltungen in der Woche des Weltwassertages alle samt abgesagt. Darum betonen wir auf diesem Weg die Wichtigkeit des Menschenrechts auf Wasser, das die Grundlage ist zur Erfüllung weiterer Menschenrechte wie z.B. auf Gesundheit. In der jetzigen Krise können wir in der Schweiz zum Glück auch während der Quarantäne darauf zählen, dass aus dem Wasserhahn frisches, sauberes Wasser sprudelt. Doch nicht einmal in den so genannten "entwickelten" Ländern ist dies eine Selbstverständlichkeit – geschweige denn im globalen Süden.

Aufruf zum internationalen Tag des Wassers vom 22. März 2020

Unsere Wirtschaftsweise verseucht Wasser, das wiederum die Menschen krank macht, die es trinken. Oder aber der kapitalistische Verwertungszwang saugt an gewissen Orten die gesamten Wasserressourcen bis zum letzten Tropfen aus. In der vergangenen Woche wollten deshalb Aktivist*innen aus den USA, Kanada und Frankreich in der Schweiz auf das Menschenrecht auf Wasser aufmerksam machen. Sie alle sehen ihr Recht auf Wasser in Gefahr, während sich Nestlé immer mehr Rechte an der Ressource Wasser sichert. In der Schweiz, wo sich der Sitz von Nestlé befindet, wollten die Aktivist*innen an die Bevölkerung und Politiker*innen appellieren: Helft uns, dem eine Ende zu setzen und lasst nicht zu, dass Nestlé noch weiter an Einfluss gewinnt!

Denn mit der Ernennung des langjährigen Nestlé-Managers, Christian Frutiger, wird der Konzern zur Visitenkarte der Schweizer Entwicklungshilfe. Es ist indes nicht die erste Beziehung, welche die Deza mit der Privatwirtschaft einzugehen wagt. So unterstützt sie beispielsweise bereits die Water Resource Group (WRG), zu der sich multinationale Konzerne wie Nestlé und Coca Cola zählen. Dabei handelt es sich um eine Plattform, welche die sogenannten Public-Private-Partnerships als Lösung für die globale Wasserkrise anpreisen und dadurch den Einfluss von multinationalen Konzerne auf die Ressource Wasser noch steigert.

Es ist ein Skandal, dass nun ausgerechnet der ehemalige Public Affairs Manager der Nestlé, einem Unternehmen, welches jährlich Milliarden Gewinne mit dem Wassergeschäft einstreicht, eine führende Funktion in der Deza übernehmen soll. Christian Frutiger wird einen grossen Einfluss auf die Verwendung öffentlicher Gelder in der Schweizer Entwicklungshilfe haben und deren Richtung somit massgebend mitbestimmen. Die Devise der Deza ist klar: Kooperation mit den Konzernen und das auch mit jenen, die einige der Probleme, die gelöst werden müssen, erst verursacht haben.

Die Aktivist*innen, die das verhindern wollen und dazu den Weg in die Schweiz auf sich genommen hätten, stellen wir in diesem Artikel kurz vor.

Gina Luster und Tochter Kennedy kommen aus Flint (USA), das in einem der grössten Gebiete mit Süsswasserreservoirs Nordamerikas liegt. Trotzdem fliesst aus ihrer Wasserleitung nur verseuchtes Wasser, das sie krank machen würde. Als die Behörden aus Spargründen begannen, den vergifteten Flint River als Trinkwasserquelle anzuzapfen, liessen sie die Bevölkerung über die Risiken im Dunkeln und stritten jegliche Gefährdung ab. Als Teil des "Flint Rising Movements" sind Gina Luster und ihre Tochter Kennedy deshalb politisch aktiv, um ihr Recht auf sauberes Trinkwasser durchzusetzen. Egal ob zum Trinken oder zum Duschen - die Bevölkerung aus Flint ist dafür immer noch auf den Kauf von Plastikflaschen angewiesen! Nestlé profitiert von dieser Notsituation und verkauft das rund 100km nordwestlich des Ortes abgepumpte Wasser an die Bevölkerung.

Aus Kanada war Rod Whitlow bereit, in die Schweiz zu reisen, um das Anliegen der Six Nations zu vertreten, eine indigene First Nation Community im südlichen Ontario. Ihr Leitungswasser ist ebenfalls zu verschmutzt, als dass es getrunken werden könnte: Es verursacht Krankheiten wie Hepatitis A, Magen-Darm-Entzündungen, Parasiten wie Giardia lamblia und Krätze, sowie Hautpilz und Akne. Derweilen füllt Nestlé auf ihrem Land täglich bis zu 3.6 Millionen Liter Wasser ab! Pro Million bezahlt der Konzern der Provinz nur 390$, wovon die Six Nations keinen einzigen Dollar zu sehen bekommen.

Renée-Lise Rothiot und Bernard Schmitt sind Bewohner*innen von Vittel (Frankreich) und Umweltaktivist*innen. Als Teil des „collectif eau 88“ (ein Zusammenschluss von Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden) kämpfen sie seit 2015 gegen den Wasserabbau des multinationalen Konzerns vor Ort. Denn die Quelle in Vittel und damit auch die Wasserversorgung der Region droht zu versiegen.

Nickie und Sohn Luke Sekera sind Aktivist*innen der Community Water Justice. Dieses Netzwerk von Gemeinden wehrt sich gegen die Privatisierung von Wasser in Maine (USA). Sie setzen sich für den Schutz, die Rechte und den Zugang zum Grundwasser für die aktuelle und zukünftige Generationen ein. Für den jugendlichen Luke Sekera wäre in der Schweiz vor allem der Austausch mit den „Fridays for future“ Klima-Aktivist*innen wichtig gewesen. Denn der Zugang zu Wasser und die Problematik des Klimawandels sind eng miteinander verknüpft.

Mike Balkwill ist der Campaign Direktor von Wellington Water Watchers (WWW) in Kanada. Die WWW haben die "Say No To Nestle" Kampagne gestartet, um die Genehmigungen zum Abfüllen von Flaschenwasser auslaufen zu lassen. Die Aktivist*innen der WWW waren es schliesslich auch, welche letztes Jahr die Petition gegen die Ernennung von Christian Frutiger als Deza-Chef gestartet haben.

Ein langjähriger Nestlé-Manager ist neuer Deza-Chef im Bereich der Globalen Zusammenarbeit, inklusive der Verantwortung über zahlreiche Wasserprojekte. Wenn man diese Geschichten aus der ganzen Welt hört, stellt sich die Frage, was seine Berufung auf diesen Posten bedeutet. Diese Frage können Sie am besten beantworten, indem Sie die zwei Petitionen unterschreiben, welche die Absetzung von Christian Frutiger als Vizedirektor von der Deza fordern:

Wir hoffen, dass wir die geplanten Veranstaltungen zu einem späteren Zeitpunkt durchführen können und mit noch mehr Unterschriften weiteren Druck auf die Behörden ausüben können.

MultiWatch Arbeitsgruppe Wasser