Klima: Widerstand gegen die Rodung des Hambacher Forstes

Die UBS und die Credit Suisse sind am deutschen Energiekonzern RWE beteiligt, der der durch seinen Braunkohleabbau im deutschen Nordrhein-Westfahlen Europas grösster CO2 Produzent ist. Besonders ein Projekt der RWE stösst auf starken Widerstand: Die Rodung und Räumung des Hambacher Forstes, einem uralten Wald, welcher nun dem Ausbau des Tagebaus weichen soll.

In den Jahren 2015 bis 2017 haben die UBS und Credit Suisse insgesamt 12,3 Milliarden US-Dollar für Unternehmen bereitgestellt, die besonders dreckige, sogenannte extreme fossile Brennstoffe nutzbar machen, zu der auch die Kohle gehört. Gemäss der NGO Banktrack sind die beiden Banken mit insgesamt mehr als 2.3 Mrd. US-Dollar an RWE beteiligt, einem Konzern der durch seinen Braunkohleabbau im deutschen Nordrhein-Westfahlen Europas grösster CO2 Produzent ist.

Ausbau Braunkohleabbau: Rodung des Hambacher Forstes

Es ist einer der grössten Braunkohleabbau Deutschlands, welcher RWE unweit von Köln betreibt. Nicht zuletzt durch diesen Abbau, verdient sich der Konzern die Zuschreibung, einer der grössten Umweltverschmutzer des Landes zu sein. Mit der Rodung des umliegenden Hambacher Forstes möchte RWE den Abbau der klimaschädlichen Braunkohle ausbauen. Braunkohle ist mit einem Kohlenstoffdioxidausstoss von 1161 Gramm pro Kilowattstunde der mit Abstand klimaschädlichste Energieträger (siehe hier). Der Hambacher Wald gehörte mit seinem einzigartigen Ökosystem zu den letzten grossen Mischwäldern in Mitteleuropa (siehe hier). Der Wald gehört seit über vierzig Jahren RWE. Seither sind von seinem ursprünglichen 5.500 Hektar heute noch nicht mehr als ein Zehntel vorhanden (mehr zur Geschichte des Waldes hier). Der Konzern macht geltend, dass die Stromversorgung Nordrhein-Westfalens (NRW) gefährdet wäre, sollte der Tagebau nicht plangemäss erweitert werden. Dem widersprechen verschiedene Studien, genauso wie der Behauptung von RWE, die Rodung sei aus betrieblichen Gründen zwingend noch in diesem Jahr nötig. Die Vermutung liegt nahe, dass der Konzern möglichst rasch noch Tatsachen schaffen will, bevor die auf Bundesebene eingesetzte “Kohlekommission” die Braunkohleförderung einschränken könnte. RWE bangt um vier bis fünf Milliarden Euro Profit, die man sich vom Abbaggern der verbliebenen Waldfläche erhofft.

Erfolgreicher Widerstand

Seit 14.4.2012 wehren sich Aktivist*innen gegen die weitere Rodung des Hambacher Forsts, indem sie das Gebiet besetzen (siehe Chronologie des Widerstandes hier). Stück für Stück ist in den letzten sechs Jahren im Wald ein Baumhausdorf nach dem anderen in den Kronen der Bäume in 20 Metern Höhe entstanden. Seit dem 12. September 2018 versucht die Polizei diese Besetzung zu räumen. Alle Menschen in den Besetzungen standen seit mehreren Wochen unter Dauerstress durch eine Räumung. Ständiger Lärm durch Räumungsarbeiten, Tag und Nacht Flutlichter und Blaulicht, massive Polizeipräsenz am Boden, Beschallung mit Hundegebell und Aufnahmen von Kettensägengeräuschen hinterlassen körperliche und seelische Spuren bei allen Beteiligten. Schlaflosigkeit, Stress und Überreizung sind Gift für die Aufmerksamkeit und Ruhe, die für sicheres Baumklettern unerlässlich sind. Und bislang kann sich das Unternehmen in NRW auf Politik und Behörden verlassen: Unter dem Vorwand, der Brandschutz sei in den Baumhäusern nicht gewährleistet, veranlasste das Bauministerium am 13. September die Räumung. Bis zu 4000 Polizist*innen aus mehreren Bundesländern sind seither im Schichtbetrieb aufgeboten. Zeitweise wurde der ganze Wald hermetisch abgeriegelt. Womöglich ist es der teuerste und längste Polizeieinsatz in der Geschichte von NRW. Am 19. September kommt ein Aktivist ums Leben – die Räumungen wurden für eine kurze Zeit eingestellt (mehr Informationen zum tragischen Todesfall hier).

Die Aktivist*innen nutzen verschiedene, teils riskante Strategien, um die Rodung des Hambacher Forsts zu verhindern:

  • Sie errichten aus Baumhäuser Siedlungen innerhalb des Waldes.
  • Die Baumhäuser sind mit Baumstämmen und Ästen verbarrikadiert.
  • In den Siedlungen hängen Hängematten: Sie sind an Seilen befestigt, die vom Baumhaus weg über Dutzende Meter durchs Geäst gespannt sind. Würden sie durchtrennt, um schwerem Räumgerät den Zugriff aufs Baumhaus zu ermöglichen, stürzten Menschen aus den Hängematten etliche Meter in die Tiefe.
  • Aktivist*innen verschanzen sich einem fünf Meter tiefen Erdloch Das Kalkül: Wo sich Leute unter der Erde aufhalten, muss schweres Räumgerät fernbleiben. Auch weil die Abgase von Fahrzeugen und Kettensägen in die Tunnel sinken und dort den Sauerstoffgehalt drastisch verringern.

Verschiedene Umweltorganisationen hatten für den 6. Oktober zu einer Massenaktion des zivilen Ungehorsams aufgerufen, die laut den Organisator*innen rund 50`000 Menschen anlockte. Die Protestaktion verkommt aber zu einer Siegesfeier: Das Oberverwaltungsgericht Münster untersagte RWE bis zum endgültigen Gerichtsurteil, im Hambacher Wald weiter zu roden. Damit können die Umweltverbände neue Hoffnung schöpfen. RWE rechnet mit einem Urteil Jahr 2020, aber die sogenannte Kohlekommission soll bereits in den kommenden Monaten einen Zeitplan für den Ausstieg aus der Braunkohle verkünden.

RWE: Finanzierung durch UBS und Credit Suisse

Auch bei der Braunkohlegewinnung durch RWE im Hambacher Forst sind Schweizer Banken dabei. Die UBS ist sogar laut der Organisation Banktrack unter den Spitzenreitern der internationalen Banken. Sie hat RWE in den vergangenen Jahren langfristige Kredite von über einer halben Milliarde Franken beschafft. Die Credit Suisse ist mit über 100 Millionen Franken beteiligt. Am 19. September 2018 protestierten 20 Aktivist*innen gegen diese Finanzierung durch die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse in Basel, indem sie deren Filialen in einen regelrechten Wald verwandelten. Beide Banken haben bereits zwei Wochen vorher einen Brief von grossen Umweltorganisationen erhalten. Darin werden sie aufgefordert, ihre Geschäftsaktivitäten zu überdenken und „dringend“ beim Energiekonzern zu intervenieren, damit dieser von der Rodung vorerst absehe. Es gelte, einen irreversiblen Schaden zu verhindern und den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen. RWE sei der grösste Umweltverschmutzer Europas. Wer in die Firma investiere oder sie mit Finanzdienstleistungen unterstütze, setze sich einem beträchtlichen Reputationsrisiko aus.

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