Luciano​-​Romero​-​Platz: Berner Schützenmatte wird in Gedenken an ermordeten Gewerkschafter umbenannt

Heute, 11.9.2015, benennt MultiWatch die Berner Schützenmatte in Luciano-Romero-Platz um. Damit gedenkt die Menschenrechtsorganisation des kolumbianischen Gewerkschafters Luciano Romero, der vor zehn Jahren ermordet wurde – kurz bevor er in Bern an einer öffentlichen Anhörung zu Nestlé als Zeuge hätte aussagen sollen. Mit der Umbenennung protestiert MultiWatch ebenfalls gegen die Straflosigkeit für die Auftraggeber des Mordes.

Heute benennt MultiWatch die Berner Schützenmatte in Luciano-Romero-Platz um und bringt dafür entsprechende Strassenschilder und eine Gedenktafel mit Hinweisen zu Luciano Romero an. Die Einweihung des neu benannten Platzes wird mit einer Hommage an den Gewerkschafter und Menschenrechtsaktivisten begangen.

Vor zehn Jahren, am 11.9.2005, wurde Luciano Romero, Gewerkschaftsführer, Menschenrechtsaktivist und ehemaliger Arbeiter bei Nestlé/Cicolac, in Valledupar (Kolumbien) von Paramilitärs entführt und brutal ermordet. Zuvor hatte er zahlreiche Todesdrohungen erhalten, die im Kontext eines langjährigen Arbeitskonflikts zwischen der Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal und dem Nestlé-Tocherunternehmen Cicolac standen. Luciano Romero hätte im Oktober 2005 in Bern an einer von MultiWatch organisierten öffentlichen Anhörung zu Nestlé Kolumbien als Zeuge auftreten sollen. Dazu kam es nicht, wenige Wochen zuvor wurde er ermordet.

Die Menschenrechtsorganisation MultiWatch protestiert mit der Umbenennung der Schützenmatte ebenfalls gegen die Straflosigkeit für die Auftraggeber, die bis heute besteht.

Zwar sind die Paramilitärs, die Luciano Romero ermordet haben, in Kolumbien verurteilt worden. Jedoch bleiben die Auftraggeber des Verbrechens im Dunkeln. Im Urteil zu den direkten Tätern sah der kolumbianische Richter die Rolle Nestlés als besonders relevant an und ordnete entsprechende Ermittlungen an. Diese sind jedoch bis heute nicht aufgenommen worden – der Richter, der die Ermittlungen anordnete, wurde abgesetzt und wegen Morddrohungen musste er in der Folge das Land verlassen. Auch in der Schweiz sind keine Ermittlungen aufgenommen worden, die die Verantwortung des Lebensmittelkonzerns Nestlé klären würden. Im März 2012 reichte die Gewerkschaft Sinaltrainal zusammen mit ECCHR (European Center for Constitutional and Human Rights) eine Strafanzeige gegen leitende Mitarbeiter von Nestlé sowie gegen das Unternehmen ein. Der Vorwurf: Die Nestlé-Manager hatten es pflichtwidrig unterlassen, Verbrechen durch kolumbianische paramilitàrische Gruppen zu verhindern oder die Gewerkschafter angemessen zu schètzen. Die Gewerkschaft Sinaltrainal hatte die Todesdrohungen gegen Luciano Romero und andere Mitglieder stets dem Nestlé-Tochterunternehmen in Kolumbien sowie dem Mutterkonzern in der Schweiz gemeldet. Doch statt angemessene Schutzmassnahmen zu ergreifen, verleumdeten lokale Nestlé-Manager Luciano Romero und seine Kollegen als vermeintliche Mitglieder der Guerilla, was die Gewerkschafter weiteren Bedrohungen aussetzte. Nestlé in der Schweiz hatte Kenntnis von dieser Situation, unternahm aber dennoch nichts, um die Drohungen und Diffamierungen zu unterbinden. Das Verfahren in der Schweiz wurde im Mai 2013 wegen angeblicher Verjährung eingestellt.

Mit der Umbenennung der Schützenmatte erinnert MultiWatch zudem daran, dass in Kolumbien seit Mitte der 1980er Jahre fast 3’000 GewerkschafterInnen ermordet wurden, 13 von ihnen arbeiteten für Nestlé. Der Mord an Luciano Romero war kein Einzelfall, GewerkschafterInnen in Kolumbien werden systematisch bedroht, eingeschüchtert oder gar ermordet.

Die Umbenennung des Platzes findet heute um 17.30 Uhr beim Pavillon des Stadtlabors auf der Schützenmatte statt.

Quelle: Medienmitteilung MultiWatch, 11.9.2015

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