Ökologie: Solidarität mit dem Hambacher Forst

Es ist der Gipfel der Ignoranz: Um uns herum brennen Wälder, Ernten verdorren, ausgetrocknete Flussbetten säumen die braune Landschaft und Wissenschaftler*innen warnen eindringlicher denn je, dass der Erde sich zunehmend erwärmt. Doch RWE, ein Energieunternehmen in Deutschland, beharrt stur darauf, dass es ‘zwingend erforderlich’ sei, die bestehenden Braunkohlevorkommen weiter auszubeuten. Die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse finanzieren in Milliardenhöhe den klimaschädlichen Kohleabbau mit.

Artikel von BFS Basel (1.10.2018)

Klima, Kohle, Kapital

RWE betreibt in der Nähe von Köln eines der grössten Braunkohletageabbaugebiete Deutschlands und ist einer der grössten Umweltverschmutzer des Landes. Mit der Rodung des umliegenden Hambacher Forstes möchte RWE seine kapitalistischen Interessen der Profitgewinnung zu jedem Preis durchsetzen und mit dem Abbau der klimaschädlichen Braunkohle, einer der dreckigsten Energiequellen, fortfahren. Hauptursache des Klimawandels ist das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Die menschgemachte Erderwärmung wird global immer mehr zur Klimakatastrophe, welche Millionen von Menschenleben und unsere Lebensgrundlagen bedroht. 2100, in 80 Jahren, sind nach wissenschaftlichen Schätzungen grosse Teile der Erde nicht mehr bewohnbar. Unter den Folgen des Klimawandels leiden diejenigen am meisten, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben. Der Kampf um Klimagerechtigkeit ist somit gleichzeitig ein Kampf um eine herrschaftsfreie Welt jenseits von kapitalistischen Zwängen.

Räumung im Hambacher Forst

Seit sechs Jahren schon wehren sich Aktivist*innen gegen die weitere Rodung des Hambacher Forsts, indem sie das Gebiet besetzen. Stück für Stück ist in den letzten sechs Jahren im Wald ein Baumhausdorf nach dem anderen in den Kronen der Bäume in 20 Metern Höhe entstanden. Seit dem 12. September 2018 versucht die Polizei diese Besetzung zu räumen. Alle Menschen in den Besetzungen standen seit mehreren Wochen unter Dauerstress durch eine Räumung. Ständiger Lärm durch Räumungsarbeiten, Tag und Nacht Flutlichter und Blaulicht, massive Polizeipräsenz am Boden, Beschallung mit Hundegebell und Aufnahmen von Kettensägengeräuschen hinterlassen körperliche und seelische Spuren bei allen Beteiligten. Schlaflosigkeit, Stress und Überreizung sind Gift für die Aufmerksamkeit und Ruhe, die für sicheres Baumklettern unerlässlich sind.

UBS und Credit Suisse finanzieren klimaschädliche Grossprojekte weltweit

Kapitalistische Grossprojekte wie Atomkraftwerke, Bergbau, Schwerindustrie, landwirtschaftliche Monokulturen und vieles mehr, dürfen nicht länger gegen alle Einwände von Betroffenen mit Gewalt durchgesetzt werden. In die Finanzierung solcher Grossprojekte sind Banken weltweit verstrickt, wobei der Schweizer Finanzsektor eine wichtige Rolle einnimmt. UBS und Credit Suisse sind bei der Finanzierung der Dakota Access Pipeline (DAPL), eine der längsten Erdölpipelines in den USA, tatkräftig beteiligt. Die Credit Suisse ist mit über 1 Milliarde US-Dollar bei weitem die grösste Geldgeberin und die UBS hat ebenfalls hunderte Millionen investiert. Die Schweizer Banken gehören somit zu den Hauptverantwortlichen für das umstrittene Projekt und den damit zusammenhängenden Menschenrechtsverletzungen gegen die Sioux Indigenen und ihre Unterstützer*innen in North Dakota.

Auch bei der Braunkohlegewinnung durch RWE im Hambacher Forst sind Schweizer Banken dabei. Die UBS ist sogar laut der Organisation Banktrack unter den Spitzenreitern der internationalen Banken. Sie hat RWE in den vergangenen Jahren langfristige Kredite von über einer halben Milliarde Franken beschafft. Die Credit Suisse ist mit über 100 Millionen Franken beteiligt.

Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit

Kapitalistische Interessen von wenigen Unternehmer*innen dürfen nicht länger über die Interessen der Menschen gestellt werden. Seit Wochen strömen Tausende von Menschen in den Hambacher Forst, um die Aktivist*innen zu unterstützen, die den Hambacher Forst schützen wollen und sich gegen den Kohleabbau einsetzen. Wir fordern einen sofortigen Abzug der Polizeieinheiten und ein Stopp der Räumungs- und Rodungsmassnahmen im Hambacher Forst.

Wir fordern eine sofortige Desinvestition aus jeglichen umwelt- und klimaschädlichen Industrien und aus jeglichen Grossprojekten, die unsere Lebensgrundlage zerstören. Wir fordern eine rasche Abkehr von fossilen Brennstoffen und einen Umstieg zu einer erneuerbaren und solidarischen Energieversorgung unter öffentlicher Kontrolle. Der Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft sollte dabei gerecht gestaltet werden, insbesondere für die betroffenen Beschäftigten.

Die reicheren Länder und vor allem die Grossunternehmen, die den Klimawandel mehrheitlich verursacht haben, müssen für die globalen Schäden aufkommen. Wir fordern eine Gesellschaft, in der nicht Wachstum und Profit für Wenige, sondern die Bedürfnisse Aller und der Schutz der Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen im Zentrum unserer Produktions- und Konsumtionsweise stehen. Die Grundbedürfnisse insbesondere nach Nahrung, Obdach, medizinischer Versorgung, Mitbestimmung sowie sozialer Interaktion und Anerkennung sind für alle Menschen bedingungslos zu gewährleisten.

System Change not Climate Change!

Diese Massnahmen lassen sich nicht durch Anpassungen des bestehenden Systems erreichen. Wir fordern einen Systemwandel! Zeigen wir uns solidarisch mit dem Kampf der Aktivist*innen im Hambacher Forst für eine klimagerechte und herrschaftsfreie Gesellschaft. Werden wir aktiv und sagen dem zerstörerischen kapitalistischen Wirtschaftssystem den Kampf an. ENDE GELÄNDE!

Auch 2018 wird es im Rheinland eine Massenaktion des zivilen Ungehorsams gegen Braunkohle geben. Der Hambacher Forst soll geschützt und den Kohleabbau gestoppt werden. Die Aktivist*innen im Hambacher Forst sollen unterstützt werden. Dafür werden Menschen weltweit aufgerufen, vom 25.-29. Oktober 2018 ins rheinische Braunkohlerevier zu kommen, um für einen sofortigen Kohleausstieg und für Klimagerechtigkeit aktiv zu werden! Mehr Infos unter ende-gelaende.org.

Artikel BFS Basel (1.10.2018)

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